Stahlblau vereiste Flüsse

■ Landschaftsbilder von Daniel Maier-Reimer und Bob Braine

Zwei Reisen – zwei Fotos. Viel bringt Daniel Maier-Reimer von seinen Reisen nicht mit, das kann man nicht sagen – gemessen an dem, was jetzt in der Galerie für Landschaftskunst zu sehen ist.

Seit 1992 hat Maier-Reimer über dreizehn Fahrten in alle Ecken der Welt, vor allem zu Flüssen, unternommen (darunter Polen, Island, Sibirien, China und Tibet) und wählte jedes Mal lediglich ein Foto stellvertretend für das gesamte Unternehmen aus.

In den neuen Fleetinselräumen, die sich die Galerie mit der Sammlung Sören Mygind teilt, zeigt er aktuelle Aufnahmen von zwei insgesamt viermonatigen Reisen nach China. Die eine führte ihn am Fluss Amur im Nordosten Chinas entlang; für sie steht ein Foto von der stahlblauen, halbvereisten Wasseroberfläche des Flusses. Die zweite Aufnahme entstand an der Chinesischen Mauer: Gegen einen grau-weißen Himmel gereckt, erhebt sich hier ein steiler, grasbedeckter Erdwall.

Es stellt sich die Frage, wie und ob es überhaupt möglich ist, eine Reise in vollem Umfang durch ein einziges Foto nachzuerzählen oder auch nur nachempfindbar zu machen. Vielleicht ist das auch gar nicht gewünscht. In der Ausstellung sind deshalb zusätzlich Maier-Reimers ausführliche Reisetagebücher sowie seine chinesische Reiseerlaubnis zu sehen – interessante Lektüre für Daheimgebliebene, denn mit seiner Arbeit wendet Maier-Reimer sich gegen die üblichen Urlaubsfotofluten und verweist auf die Lücken, die blinden Flecke der Erinnerung in Reiseberichten.

Nach jeder Reise bleibt dabei das Gefühl, weg gewesen zu sein, zurück, und diese langsam verblassende Erinnerung ist nur durch ein einziges Foto darstellbar; Maier-Reimers Landschafts- und Flussfotografien sind dafür berückende, unprätentiöse Erinnerungsstützen.

Außerdem stellt die Galerie für Landschaftskunst das Künstlerbuch „Two Waters“ von Bob Braine vor. In selbstgebauten Booten befährt er mit Vorliebe Stadtgewässer, zum Beispiel Bronx und Harlem River seiner Heimatstadt New York,sowie 1998 die Hamburger Elbe und Alsterfleete. Das liebevoll gestaltete Buch dokumentiert Braines Ruderreisen der vergangenen Jahre, die Unterwasseraufnahmen der Stadtgewässer, seine Fotografien von toten, im Wasser gelandeten Tieren,sowie die industriemüllverstopften Flussufer. Sie zeigen eine melancholische Nähe zur Vergänglichkeit des Lebens und werfen heimliche Blicke auf die vergessenen Rückseiten der Stadt. Christian T. Schön

bis 27. Januar 2001, Mi-Fr 15-18, Sa 12-14, Galerie für Landschaftskunst, Admiralitätsstr. 71

Bob Braine, Two Waters, Salon Verlag, Köln 2000, 40 Mark.