Grüne Mutation

Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will nicht mehr generell Nein zur Gentechnik sagen

BERLIN taz ■ Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat gestern den Fahrplan für ihre Gentechnikpolitik bis zur Bundestagswahl 2002 diskutiert. In einem 15-seitigen Papier schreibt eine Autorengruppe um Fraktionschef Rezzo Schlauch: „Es kann nicht darum gehen, die Gentechnik als Ganzes abzulehnen.“ Einige unerlässliche Medikamente etwa könnten derzeit nur mittels gentechnischer Methoden hergestellt werden. „Die Risiken erscheinen hier überschaubar und beherrschbar“, heißt es in dem Papier.

Die Autoren, zu denen die Abgeordneten Ulrike Höfken, Reinhard Loske und Winfried Hermann zählen, stellen jedoch fest: „Die genetische Verbesserung des Menschen darf nicht zum Leitbild der Biomedizin werden.“ Die Grünen wollen deshalb per Gesetz verhindern, dass Geschlecht oder Eigenschaften von Kindern mit Hilfe der Gentechnologie beeinflusst werden.

Bis 2002 wollen die Grünen ein Fortpflanzungsmedizingesetz und ein Gentest-Gesetz durch den Bundestag bringen. In der heiklen Frage der Gendiagnostik sollen den Getesteten aus einer Diagnose oder Prognose von Krankheiten keine Nachteile entstehen dürfen. Versicherungen etwa könnten auf die Daten zugreifen und bei einem festgestellten hohen Krebsrisiko den Beitragssatz anheben wollen.

In der so genannten grünen Gentechnik, also beim Einsatz in der Landwirtschaft, fürchten die Grünen um die Wahlfreiheit der Verbraucher zwischen genfreien und -manipulierten Produkten. Sie wollen daher ein lückenloses Kennzeichnungssystem für Nahrungsmittel aufbauen.

PATRICK SCHWARZ