Ist er drin? Nicht mehr.

von STEFAN KUZMANY

Andrea ist dreißig und Single und, befragt von einem Kontakt-Experten des Stadtmagazins Prinz, absolut sicher: ihr Traummann heißt Boris Becker. „Der hat so viel Ausstrahlung und Persönlichkeit, das ist für mich ein richtig guter Mann. Aber ich gönne ihm auch seine Barbara, die beiden sind ein wunderbares Pärchen.“ Das weiß Andrea natürlich nicht, weil sie Barbara oder Boris Becker jemals persönlich kennen gelernt hat. Sie weiß um das Liebesglück der Beckers, weil sie von der Boulevard- und anderen Presse über fast sieben Jahre ausführlich darüber informiert wurde, wie gut sich „Babs“ und Boris verstehen. Sie weiß um die liebenswerte Trotteligkeit des ehemaligen Tennisstars, weil Becker dieses Image erfolgreich im Auftrag des Internet-Providers AOL aufgebaut hat. Und aus der AOL-Werbung weiß sie auch, dass Becker plant, seinen Söhnen Noah Gabriel (6) und Elias Balthasar (1) noch weitere Geschwister hinzuzugesellen.

Daraus wird jetzt wohl erst mal nichts werden. Gestern meldete die Nachrichtenagentur AP als erste, was niemand für möglich gehalten hätte, der dem öffentlichen Eheglück der Beckers getraut hat: „Der frühere Tennis-Star Boris Becker und seine Frau Barbara haben sich getrennt. Wie der Sprecher seiner Firma, Robert Lübenoff, am Dienstag mitteilte, sollen sich die beiden bereits am vergangenen Wochenende getrennt haben. Becker erklärte: ‚Seit geraumer Zeit haben wir feststellen müssen, dass unsere Auffassung über die Prioritäten unserer Beziehung zu unterschiedlich sind.‘ Seine Frau und er hätten erkannt, ‚dass es so nicht weitergeht‘. Von Scheidung sei bisher aber keine Rede, sagte Becker.“ Wenigstens das.

Barbara und Boris trennen sich. Etwas weniger schmierig als Jenny Elvers und der „Big Brother“-Überlebende Alex – der hatte sich einfach nach Amerika davongemacht und seiner Partnerin das Beziehungsende schnöde via Fernsehinterview mitgeteilt. Etwas weniger verlogen als Beckers alter Konkurrent Michael Stich, der gemeinsam mit seiner Jessica Stockmann noch schnell ein Kind adoptierte, bevor das Scheitern der Beziehung in der Bild-Zeitung zu lesen war. Aber: Barbara und Boris trennen sich. Diese Nachricht ist erschütternd. Wie konnte das geschehen?

Durchaus verräterisch in diesem Zusammenhang sind die letzten öffentlichen Äußerungen von Barbara Becker. In der Bild am Sonntag verkündete sie ihre Rückkehr ins Berufsleben: „Boris und ich hatten eine unausgesprochene Abmachung: Solange er Tennis spielt, werde ich nicht beruflich aktiv sein. Jetzt aber, wo er seine Karriere beendet hat und wir unsere Familie erfolgreich vergrößert haben, habe ich wieder Zeit, ins Büro zu gehen. Und mein Büro sind das Studio und die Bühne.“ Also schloss sie einen hoch dotierten Werbevertrag mit Coca-Cola ab und soll ab 2001 für koffeinfreie Limonade Werbung machen. Wenn es sich Coca-Cola nicht noch mal anders überlegt. Schließlich ist Barbara Becker vor allem als prominente Ehefrau gecastet worden – Beckers Ex zieht als Werbeträgerin nur noch halb so gut. Der Limonadenhersteller wollte sich gestern gegenüber der taz nicht „zum Privatleben“ äußern, hält Barbara Becker nach wie vor für „die idealtypische moderne, weltoffene junge Frau“ – und „prüft“.

Was meint Boris Becker nur mit „geraumer Zeit“, in welcher er und Gattin hätten feststellen müssen dass es „so nicht weitergeht“? Ist ein „geraumer“ Zeitraum von ähnlicher Länge wie „monatelang“? „Monatelang“ nämlich hatten Boris und Barbara nach seinen Angaben im Stern-Interview in der Bibel nach dem Vornamen des zweiten Sohnes geblättert. Vielleicht war ihm schon im vergangenen August klar, dass es „so nicht weitergeht“. Von der Bild-Zeitung befragt zu seinen angeblichen Umzugsplänen nach Amerika, antwortete Becker: „Meine Familie und ich fühlen uns momentan einfach sehr wohl in München. Die Frage allerdings, wie es in fünf Jahren aussieht, kann ich Ihnen jetzt nicht beantworten.“ Aus den ungewissen fünf Jahren wurden vier Monate. Die Ehegatte Becker wohl bereits außerehelich nutzte: Kürzlich wurde er dabei beobachtet, wie er, angeblich in Begleitung einer unbekannten Frau, ein Zimmer in einem noblen Münchner Hotel nahm – dabei haben die Beckers doch eine geräumige Villa in München-Bogenhausen.

Es gibt nicht wenige, die glauben, seine Frau Barbara hätte Boris Becker erst zu dem Star gemacht, der er heute ist. Gerade zwei – öffentlich dokumentierte – Beziehungen hatte er vor der mit ihr. Erinnert sich noch jemand an den prägenden Einfluss jenes monegassischen Mädchens aus seiner Jugend? Oder gar an jene junge Hamburgerin? Erst seit seinem Zusammentreffen mit Barbara Feltus, Tochter eines amerikanisch-deutschen Werbefotografen, ist Boris Becker geschmackvoll gekleidet und führt, gemeinsam mit ihr, regelmäßig die Hitlisten der „bestgekleideten Deutschen“ an. Konnte Boris Becker sich in seiner ersten populären Zeit kaum artikulieren (berühmt geworden ist sein luftschnappender Auftritt bei „Wetten dass...?“), erlebte man den Ehemann Becker zunehmend als selbstbewussten, geradezu klugen Gesprächspartner, der auch vor politischen Themen nicht zurückschreckte. Barbara Becker erst politisierte das Leimener Bobbele – durch ihre Hautfarbe. „Ich habe drei Monate lang nicht gesehen, dass Barbara schwarz ist. Ich habe nicht gewusst, dass sie schwarz ist“, vertraute er „MensTennis.com“ an. Was zunächst dem Blick des Verliebten entging, machten ihm ausländerfeindliche Provokationen im Alltag bewusst. Einmal wurde Barbara Becker von einem Taxifahrer in der Nacht stehen gelassen, rechtsradikale Graffitisprayer forderten den Tod des multikulturellen Paares. Aus diesem Grund – und wohl auch, um der Steuer zu entgehen, die 1996 schon mal in Gestalt einiger Fahnder daheim in Bogenhausen anrückte – spielten die Beckers immer wieder öffentlich mit dem Gedanken, nach Amerika auszuwandern. Wahrscheinlich hätte Boris Becker sich nie an einer Plakataktion gegen Fremdenfeindlichkeit beteiligt, wäre er nicht mit einer farbigen Frau liiert gewesen.

Nun ist die Traumpaarung zerbrochen. Ist Becker das ständige Eheglück leid? Hat er es satt, den strahlenden Familienvater zu markieren? Oder ist die Ursache für die Trennung eher bei seiner Frau zu suchen? Sie will sich wieder beruflich betätigen – und er ist dagegen?

Das ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass beide mit dem Spagat aus professionell zur Schau gestellter Harmonie und privaten Differenzen nicht mehr leben wollten. Außerdem ist Boris Becker, gerade noch von der Bunte zum „Erotischsten Mann Deutschlands“ gewählt, als smarter Sportmanager des Fußballers Andrej Schewtschenko arg hölzern und langweilig geworden: „Natürlich will ich für Andrej möglichst gut dotierte Verträge aushandeln. Schließlich verdiene ich mein Geld mit diesem Geschäft. Wichtiger als das ist mir jedoch die persönliche Beratung.“

Derweil können andere wieder anfangen, sich Chancen auf den Traummann Boris auszurechnen. „Aha“, hakt der Prinz-Kontakter bei Single-Andrea gewitzt nach, „und was wäre, wenn Boris und Barbara Becker Stress miteinander bekämen und sich scheiden ließen?“ „Oje, das fände ich wohl doch ganz schlimm, da wäre ich sehr schockiert“, sagt Andrea. „Andererseits: Dann wäre er wieder frei ...“

Zitat:BORIS ÜBER BABSIch habe drei Monate lang nicht gesehen, dass Barbara schwarz ist. Ich habe nicht gewusst, dass sie schwarz ist.