Nazi-Zombie-Film-Schrott-Nacht

Wenn Posen Politik ersetzen: Emmis Trash und Camp Nacht im 3001  ■ Von Tim Gallwitz

Da präsentiert eine/r kostbare, weil rare Billigware. Fast vergessener, aber wichtiger Müll von früher. Prima eigentlich. Aber warum die Aufgeregtheit? Warum die Schutzbehauptungen im Presseinfo? Da erklärt Emmi alias Christoph Dompke: „Wer solche Filme geschmacklos und gar nicht komisch findet, ist selber schuld (oops!), sollte aber zumindest die Gelegenheit zur Vergangenheitsbewältigung nutzen.“ Anlass für den verbalen Westwall sind die Nazi-Exploitation-Streifen The Frozen Dead und She Demons.

Ersterer, Herbert J. Leders Film der Marke „they saved Hitler's brain“, bebilderte 1966 die Nebenwirkungen der Tiefkühlmethode. Dana Andrews gibt hier einen mad Nazi-scientist, der im Nachkriegsengland tief gefrorene Nazigrößen zu animieren versucht. Das Ergebnis sind allerlei herumschwankende Nazi-Zombies, deren Hirne aber partout nicht in Dienst gehen wollen. Im weiteren Verlauf der selbstverständlich kruden Story machen sich diverse Körperteile selbstständig, unter anderem ein Kopf ohne Rumpf oder abgetrennte Arme, und sorgen für einen völlig abgedrehten Showdown.

Der Nazi-Wissenschaftler im US-amerikanischen She Demons von Richard E. Cunha arbeitet an einer neuen Vulkan-Wunderwaffe und nebenbei an kosmetischen Verfahren. Um seiner entstellten Frau wieder zur alten Attraktivität zu verhelfen, verheizt er jede Menge hübscher Girls, die fortan als Zombies im Bikini übers Atoll wetzen. Ein Sturm verschlägt Tod „Jimmy Stewart für Arme“ Griffin nebst Freundin und chinesischem Sidekick auf das Eiland. Zum Rhythmus von Jungle Drums spielen sie eine Weile mit SS-Schergen Katz und Maus, bis der Professor all seine finsteren Pläne beichtet und die Air Force endlich Bomben schmeißen kann.

Neben den erstaunlich plumpen Masken der She-Demons, sorgen insbesondere die SS-Wachen mit ihren Ausflügen in die deutsche Sprache („Sweinehund!“) für Situationskomik. Ob mad scientist oder dumpfbackiger SS-Schlächter – diese ikonografisch reduzierten Stereotypen haben im angloamerikanischen B-Picture ihren festen Platz. Losgelöst von historischem Hintergrund ersparen diese Personifikationen des Bösen langatmige Psychologisierungen. Und ob diese nun in England rumturnen oder im Holodeck der Voyager SSler aufmarschieren, bleibt sich gleich. Denn da wird auf einer Popebene nur abgebildet, was etwa der Spiegel mit Titeln wie „Hitler – Das Monster des 20. Jahrhunderts“ auf der wichtigtuerischen Ebene rauslässt.

Hier aber „selber schuld“ zu nölen, offenbart eine Haltung, die sich – hinter obercoolen Begriffen wie „Trash“ oder „Camp“ verschanzend – mit pseudoironischer Pose jeder politischen Intervention selbst enthebt. Und gegen wen fühlt Emmi sich da aufgerufen zu polemisieren? Die Zeit beinharter Ideologiekritik im Kino oder des bierernsten Bewältigungspathos ist doch vorbei. Was soll das Bashing, außer sich per gezielter Provokation wichtig zu machen? Dabei besitzt Emmi doch bereits im Springer-Universum „Welt“-Berühmtheit ... Sei's drum, wir sind dankbar dafür, dass jemand solche Säue vor die Perlen schmeißt, diese Filme einem Publikum präsentiert, das, sollte es sie geschmacklos und überhaupt nicht witzig finden, vermutlich gute Gründe dafür hat.

Freitag, ab 23 Uhr, 3001