Nordische Marktmacht
: Ganz unbescheiden

■ Mit der nordIT entstand aus Beck & Co, swb und pdv ein neues Rechenzentrum

Der Vorstand der neu gegründeten nordIT gibt sich nicht bescheiden. Die „Marktführerschaft“ von der Ems bis an die Elbe, ausgenommen Hamburg, will sich der Informations-Technologie-Dienstleister in den nächsten Jahren erobern. Das Geschäft der Firma: eine Rundum-Sorglos-Betreuung von mittelständischen Unternehmen in Sachen Technologie. In der Beraterabteilung soll den Kunden vermittelt werden, welche Computerprogramme in welchem Unternehmensbereich eingesetzt werden könnten; das Rechenzentrum der nordIT setzt die Kundenwünsche um, stellt Speicherkapazitäten zur Verfügung. Im Bereich „Customer Care“ sollen die Kunden auch nach Auftragsabwicklung weiter betreut werden. Kurz – der Mittelstand kommt aus Sicht der nordIT um das Internet und technologisches Know-how nicht mehr herum, und die neue Firma will es richten.

Stolze 43 Millionen Mark Umsatz will das Unternehmen im Jahr 2001 erreichen – vorerst jedoch wird ein Großteil der Aufträge von zwei von drei Gesellschaftern der Firma kommen. Und das sind große Fische: Jeweils ein Drittel der Anteile halten die Brauerei Beck & Co, die Stadtwerke-Nachfolgerin swb AG und die deutschlandweit agierende Unternehmensberatung pdv. Ein Großteil der Aufträge wird in der Arbeit liegen, die früher die Computerabteilungen von Beck & Co und swb übernommen hatten. Das „Drittgeschäft“ mit neuen Kunden soll im Jahr 2001 nur 20 Prozent betragen; im Jahr darauf will man es auf 30 bis 35 Prozent gesteigert haben, die 50-Prozent-Hürde werde mindestens fünf Jahre brauchen.

90 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat die nordIT heute, ein halbes Jahr nach Gründung – fast alle kommen aus den inzwischen ausgelagerten Abteilungen bei swb und Beck & Co. 25 Ex-Beckler, 55 Ex-swb-MitarbeiterInnen und zehn von der pdv abgestellte Berater sind die Firma. Das „High-End“-Rechenzentrum wurde von der swb übernommen.

Ob es nicht ein Problem sei, wenn eine Unternehmensberatung wie die pdv gleichzeitig als Dienstleister eben jener Produkte auftrete, die gerade von einem Berater empfohlen wurden, wurde Reiner Nochowitz, pdv- und einer von vier nordIT-Geschäftsführern gefragt. „Nur vordergründig“, antwortet der, „in der Realität ist es keines“. Die Kunden wüssten genau, welche Konkurrenzanbieter es auf dem Markt der Rechenzentren und IT-Dienstleister gebe und wie die Preise für solche Dienste seien.

Allerdings setze man derzeit vor allem auf den regionalen Markt – weil den Kunden an einer engen Bindung läge. Nicht ausgeschlossen sei, dass irgendwann auch eine südIT, ostIT oder westIT gegründet wird – ein Börsengang jedoch sei vorerst nicht vorgesehen. Kein Wunder – auch bei anderen großen Firmen, die ihre Rechenzentren auslagerten, war man nach einer Weile nicht mehr bereit, die neuen Töchter mit einem Auftrag nach dem anderen am Leben zu halten. Aussteigen aus dem Konstrukt kann keiner der Partner vor dem 31. Dezember 2003 – was den Druck erhöht, neue Kunden zu finden. Dem Verdacht, mit der Neugründung sollten nur Kosten bei Beck und swb gespart werden, widersprach Nochowitz: Man wolle sich dem Wettbewerb stellen. cd