Cäsium: Gefährlicher Privatbesitz

■ Illegaler Import: Einzeltäter sitzen in Haft / Betrug im Spiel?

Der entscheidende Hinweis auf das illegal importierte Cäsium 137, das Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in einer privaten Garage im Bremer Osten sichergestellt haben, kam vom BKA. Eine Frau (45) und ein Mann (34) mit deutschem und mit polnischem Pass sitzen seit der Durchsuchung von zwei Grundstücken in Mahndorf und Osterholz in Haft. Sie sollen den Metallbehälter, in dem das radioaktive Material in einem 13 Zentimeter langen Stahlzylinder eingeschlossen lag, nach Deutschland gebracht haben.

Den beiden Festgenommenen wird unerlaubter Umgang mit radioaktiven Stoffen vorgeworfen. Möglicherweise auch Betrugsversuch. Denn das Cäsium, dessen Herkunftsort unbekannt ist, das aber üblicherweise im medizinischen oder industriellen Bereich eingesetzt wird, hätte nach Aussagen des Leiters der Landesmessstelle, Gerald Kirchner, in Deutschland legal weder im technischen noch im medizinischen Bereich eingesetzt werden können. Für Waffenzwecke wäre es völlig unbrauchbar. Verkäuflich wäre es deshalb wohl nur gewesen, wäre es fälschlicherweise als waffenfähiges Plutonium ausgegeben worden. Ob das tatsächlich der Fall war, ist nach bisherigem Ermittlungsstand noch offen.

Die Gefährlichkeit des Stoffes, der unter größten Sicherheitsvorkehrungen geborgen wurde, ist unterdessen zweifelsfrei. Von seinem strahlungsmindernden Metallmantel befreit, hätte das Cäsium 137 (Halbwertzeit 30 Jahre) Menschenleben gefährden können. Im Metallbehälter jedoch entsprach die Strahlung ungefähr „einem Fünftel eines bestimmten Castorbehälters“, so Kirchner. Dass die Transporteure sich eines gewissen Risikos bewusst waren, dafür sprechen sowohl die Art der Lagerung als auch die „radioaktiv“-Kennzeichnung des Behälters, der eine kyrillische Aufschrift trägt.

Nach bisherigem Ermittlungsstand gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass die Festgenommenen organisierten kriminellen Kreisen angehören. Die Gefahr durch derartige Importe sei dennoch sehr hoch, warnte Kirchner. Ähnliche Versuche, mit radioaktiven Stoffen zu hantieren, haben schon Händler und deren Familie tödlich verstrahlt. Auch der Gedanke, dass der Stoff in Deutschland nicht gewinnbringend absetzbar wäre, beunruhigt die Ermittler angesichts von Ereignissen in Spanien. Dort war ein ähnlicher Fund offenbar über den Abfall in die Müllverbrennung gelangt, „mit messbaren Folgen in ganz Europa“, so Kirchner. ede