Feigheit vor der Frau

Bundeswehrstudie: Hälfte der Soldaten gegen Frauen in allen Einheiten des Militärs. Männer fürchten „Probleme im Dienst“ und „mehr Probleme mit Sex“. Schulung soll Abhilfe schaffen

BERLIN taz ■ Auf eine besondere Art von Nahkampf müssen sich die Soldatinnen einstellen, die ab Januar zum Dienst in der Bundeswehr einrücken. Nach einer neuen Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr gab knapp die Hälfte der Soldaten an, dass sie gegen eine vollständige Öffnung der Truppe für Frauen sind. Je ein Drittel befand, die Integration von Frauen sei „negativ für den militärischen Auftrag“ und „ungeeignet für das Leben im Feld“. Wo Neulinge derart willkommen geheißen werden, wird wohl auch eintreffen, was zwei Drittel der Soldaten befürchten: dass es nämlich „mehr Probleme im Dienst“ geben werde, insbesondere, so sahen es sogar 83,6 Prozent, „mehr Probleme mit Sex“.

Der Direktor des Instituts, Oberst Klaus Lohmann, wies darauf hin, dass die Einstellung die Skepsis innerhalb der gesamten Gesellschaft spiegele. Auch sei die zum Ausdruck gebrachte Haltung der Soldaten nicht mit ihrem tatsächlichen Verhalten gleichzusetzen. Dennoch macht die Bundeswehr sich auf einiges gefasst und versucht sich zu präparieren: Seit Herbst werden bereits Kommandeure für den Umgang mit Frauen geschult, Lehrmaterial für die Ausbildung aller Soldaten wird vorbereitet.

Die Gründe für die verbreitete Ablehnung der Frauen im Feld sind laut der Studie durchaus differenziert: Besonders bei den älteren Soldaten sieht sie eine tief greifende Erschütterung der männlichen Identität, die sich aus einer Vorstellung vom aggressiven, harten Mann im Gegensatz zur weichen, zurückhaltenden Frau speise. Die jüngeren Männer scheinen dagegen ganz realistische Ängste zu plagen: Sie fürchten durch die ungewohnte Konkurrenz um ihre Aufstiegschancen. OES

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