Messe ist Fleisch geworden

Kompromiss zur Messe-Erweiterung: Lagerstraße wird verlegt, Messe verzichtet auf optimale Belieferung  ■ Von Gernot Knödler

Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) hatte diesmal lieber keine Pressekonferenz angesetzt. Nachdem das letzte Spitzengespräch zur Messe-Erweiterung gescheitert war und die JournalistInnen daher kurzfristig wieder ausgeladen werden mussten, ging er auf Nummer Sicher, und die Nachricht kam als schlichte Pressemitteilung: Unter Vermittlung der Handwerks- und der Handelskammer einigten sich der Fleischgroßmarkt (FGM) und die Hamburg Messe auf einen Kompromiss zur Messe-Erweiterung. Aus Sicht der Wirtschaftsbehörde gibt es jetzt „nur Gewinner“.

Die Messe wird ihre Ausstellungsfläche, wie ursprünglich angepeilt, von etwa 64.000 auf rund 83.000 Quadratmeter vergrößern können. Lediglich bei der Belieferung der vier neuen Hallen musste sie Abstriche machen: Sie können jetzt nicht von allen Seiten angefahren werden.

Der FGM verzichtet auf einen Teil seiner beiden Hallen südlich der Lagerstraße. Im Gegenzug darf er die Hallen am Südrand seines Geländes durch neue ersetzen und sich auf das Grundstück der ehemaligen Vieh-Verladehalle an der Lagerstraße Ecke Sternstraße ausbreiten. Das und den Umzug der betroffenen Firmen bezahlt die Wirtschaftsbehörde. Zugleich verzichtet die Behörde gegenüber dem FGM auf ihr Sonderkündigungsrecht 2002. „Wir haben wieder Planungssicherheit“, freute sich FGM-Geschäftsführer Hans Guthold.

Die Lagerstraße, deren Erhaltung die AnwohnerInnen gefordert hatten, wird nicht komplett gesperrt und knickt künftig auf Höhe des Knies der Grabenstraße nach Süden ab, um nach einem zweiten rechten Winkel auf die Karolinenstraße zu treffen. Damit soll es möglich sein, zu Fuß oder per Rad vom Karoviertel zum S-Bahnhof Sternschanze zu gelangen.

Ein Parkhaus mit 1200 Plätzen und eventuell auch ein Bürogebäude sollen die Anwohner der Grabenstraße vor dem Lärm der Messe schützen. Ein weiteres Parkhaus mit 1500 Plätzen ist auch noch geplant. Ursprünglich war von einem Bedarf an gut 7000 Parkplätzen die Rede gewesen, wobei allerdings die Messe durch die Erweiterung nicht mit wesentlich höheren Besucherzuwächsen rechnet als heute.

Messe-Geschäftsführer Dietmar Aulich äußerte sich halbwegs zufrieden mit dem Kompromiss: „Der Kunde erwartet, dass er hier bedient wird wie andernorts auch“, sagte Aulich. Ingolf Goritz von der Verkehrsinitiative Karo4tel freute sich, dass schwerwiegende Nachteile für den FGM gemindert worden seien. Für die AnwohnerInnen forderte er, „dass sich die Stadtentwicklungsbehörde jetzt dafür einsetzt, dass die Details zur Zufriedenheit des Viertels ausgestaltet werden“. Regenbogen-Sprecherin Heike Sudmann befürchtet allerdings nach wie vor, dass „im Größenwahn der Wirtschaftsbehörde die angrenzenden Wohngebiete auf der Strecke bleiben“.