Fury in the Stadthalle

■ Tourmanagement nervt Fury in the Slaughterhouse-Fans mit drei lahmen Vorbands

3.800 eingefleischte Fans standen am Mittwochabend seit 19 Uhr in der Bremer Stadthalle. Sie alle harrten auf den Auftritt ihrer Rockgötter aus Hannover – „Fury in the slaughterhouse“ waren angesagt. Allein: Das Warten auf den Haupt-Act wurde ihnen wahrlich nicht leicht gemacht. Man könnte auch sagen: Wer Fury-Fan ist, dürfte sich mit Grausen von diesen Supports abgewandt haben. Fast könnte man meinen: ein böses Spiel der Veranstalter, um während der Vorbands möglichst viele Fans aus der Halle ins Foyer zu treiben. Das kurbelt schließlich den gewinnbringenden Bierverkauf an.

Gleich drei Umbaupausen mussten die „Schlachter“ in der ungemütlichen Stadthalle mit Werftcharakter und abgehängten Rängen über sich ergehen lassen, wenn sie nicht ihre hart erkämpften Plätze am Rande der Bühne verlieren wollten. Und dann noch das Programm: Das Tourmanagement ASS Concert & Promotion hätte genauso gut vor einem Katharina-Valente-Konzert eine Heavy-Metal-Band platzieren können. Wer hätte gedacht, dass die picklige aber halbberühmte Teenie-Schlager-Band „Echt“ mal als Support von „Fury in the slaughterhouse“ auftreten darf. Muss man das als Gotteslästerung oder -dämmerung betrachten? Der jeweilige Blickwinkel dürfte angesichts des Haupttacts klar sein.

Auch die zwei anderen deutschsprachigen Vorunfälle waren nicht besser geeignet als das, wofür Supports doch eigentlich gedacht sind: als Anheizer. Weitere Worte über poppiges oder schlageriges Geplänkel von „Anger 77“ oder „Automat“ zu verlieren, wäre jedoch reine Zeilenverschwendung.

Kommen wir zum Hauptact, der sich dann endlich um 21.50 Uhr auf der Bühne blicken ließ. Genau 30 Minuten gaben „Fury in the slaughterhouse“ dem geneigten Fan Zeit, sich so richtig warm zu rocken. Dann gab's Ringelpietz mit Anfassen. Die Band verließ geschlossen die Bühne, setze sich zum Unmut von 3.750 Fans zu den 50 Glücklichen der vorderen Reihen, machte Faxen, weil die zu blöd waren einen Kreis („nein, kein Ei“) zu bilden und packte die Wandergitarre aus. Zusammen mit der guten alten Mundharmonika ging's dann erstmal eine halbe Stunde zu wie beim Pfadpfindertreffen. Feuerzeugmeere wollten aber nicht aufflammen. Irgendwie hatten mindestens 3.700 Fans schnell die Schauze voll von der unsichtbaren Lagerfeuerromantik vor der Bühne.

Erst danach ging es so richtig in die Vollen. Mit dem Spruch „Nein, ich mach' jetzt besser keine schlechte Ansage mehr“ verabschiedete sich Frontman Kai von dämlichem Bobbele-Babs-Gesabbel mit seinem Gitarristen und tat endlich seinen Job. Und den tat er dann endlich, endlich richtig gut. Leider nur bis Mitternacht. Dann mussten sich die Fury-Anhänger damit abfinden, dass Schluss war.

Fazit: Der brave Fan zahlt fast 50 Mark Eintritt, darf eine Stunde bis zur ersten Note warten, muss sich dann zwei Stunden von total unpassenden Vorgruppen vom Veranstalter verarschen lassen und darf sich dann gerade mal zwei Stunden dem eigentlichen Ohrenschmaus widmen. Ein Wunder, dass keine vollen Bierbecher auf die Bühne geflogen sind. Aber dann hätte der Veranstalter nur noch mehr Geld verdient. Jeti