They Gave You Coffee, They Gave You Tea

Wer macht den besten Caffè Latte der Stadt? Die Betreiber des neu eröffneten „Coffee Shop“ im Außenministerium behaupten: Wir! Auch andere Café-Inhaber setzen auf das Modegetränk. Und streiten über Maschinen, Bohnenmischungen und Espresso-Laufzeiten. Jeder schwört auf sein Rezept

von BARBARA BOLLWAHN
DE PAEZ CASANOVA

Wer macht den leckersten Caffè Latte in der Stadt? Geht es nach Frank Brod, dem Geschäftsführer eines neu eröffneten „Coffee Shop“ in Mitte, ist diese Frage seit gestern beantwortet: „Wir machen den besten in Berlin!“, wirft der 36-Jährige den Fehdehandschuh in die Kaffeeszene.

Seit gestern können Liebhaber von Milchkaffee im Glas – einem Espresso mit Milchschaum – die Probe aufs Exempel machen und das mit einem Besuch bei Joschka Fischer verbinden. Denn der „Coffee Shop“ befindet sich im Dienstsitz des Außenministers am Werderschen Markt, direkt neben der Eingangshalle. Doch weil der Außenminister bekanntermaßen mehr auf Fruchtsäfte und Wasser als auf Koffein steht, konzentrieren sich Cornelia Rössler und Frank Brod, die bereits einen „Coffee Shop“ am Hausvogteiplatz betreiben, mehr auf ihre 20 verschiedenen Kaffeesorten und darauf, diese unter die 1.304 Mitarbeiter des Hauses und unter Passanten und Touristen zu bringen. Täglich zwischen 7.30 und 18 Uhr.

Geschäftsführer Frank Brod ist überzeugt, den „besten“ Latte in der Stadt anzubieten, weil er meint, alle Voraussetzungen dafür zu erfüllen: eine gute Maschine und eine Durchlaufzeit pro Espresso von exakt 25 Sekunden, die notfalls mit der Stoppuhr kontrolliert wird. Denn: „Nur so hat er eine hellbraune Crema, die nicht zusammenfällt.“ Doch bei den Bohnen, dem Allerwichtigsten, hält er sich bedeckt. Die beiden wichtigsten Sorten sind Arabica und Robusta. Arabica hat eine ausgezeichnete Qualität, einen milden Geschmack und wenig Koffein, während Robusta, die ertragreichere Sorte, weniger aromatisch ist. Meist wird eine Mischung verwendet. Brod: „Bei uns sind es 96 Prozent Arabica und 4 Prozent Robusta.“

Die Resonanz auf Brods Fehdehandschuh im Berliner Kaffeemilieu ist unterschiedlich. Der Inhaber des Café „Einstein“, Wilhelm Andraschko, zeigt sich gelassen „So Leute sind mir tausendmal lieber als solche, die billigen Kaffee für eine Mark anbieten.“ Andraschko versichert, für seinen Espresso, der eine Laufzeit von 22 Sekunden hat, „einhundert Prozent Arabica“ zu verwenden. Eine Angabe, die Frank Brod vom „Coffee Shop“ bezweifelt. „Es braucht einen kleinen Anteil von Robusta-Bohnen für die Crema.“ Bestätigung bekommt er von Gianni Giuseppetti, der seit zwanzig Jahren in Berlin Kaffee und Maschinen verkauft und seltsamerweise keinen einzigen Italiener zu seinen Kunden zählt. „Viele sparen an der falschen Stelle“, so seine Kritik.

Im Café „Berio“ am Winterfeldtplatz, das im April 2001 50-jähriges Bestehen feiern wird, rümpft man leicht die Nase über den selbst ernannten Latte-Meister: „Man soll guten Kaffee machen und nicht schreien“, sagt Geschäftsführer Mario Senkpiel. Im „Berio“ werde eine „gängige Arabica-Robusta-Mischung“ verwendet. Mit der Durchlaufzeit ist man flexibel: „Das ist Geschmackssache.“ Zur Qualität des eigenen Caffè Latte sagt Senkpiel: „Wir merken es am Zuspruch.“ Sehr gelassen zeigt sich der Betreiber vom „sale e tabacchi“ im taz-Haus. „Alle sagen das Gleiche zur Eröffnung. Was sollen sie sonst sagen?“, meint Piero De Vitis. Der Italiener schert sich nicht die Bohne um Arabica-Bohnen. Er verwendet nur Robusta. „Das ist auch eine Preisfrage“, sagt er. Bei der Laufzeit schwört er auf 30 Sekunden. „Er muss wie Öl rauskommen.“