Being For The Benefit Of Mr. Skreber

Die Nationalgalerie hatte einen Trommler engagiert, der auf Pauken haute. Viele Takte lang, ein Stück von Elliott Carter. Um die Spannung zu steigern, „wie im Zirkus, wenn der Salto Mortale kommt“, erklärte Peter Raue, der als Vorsitzender der Freunde der Nationalgalerie in Berlin den Abend am Mittwoch moderieren musste. Irgendwie. Dabei saßen nur an die hundertfünfzig Gala-Gäste im Hamburger Bahnhof und warteten auf den Nachtisch. Und darauf, dass Prof. Dr. Michael Naumann endlich den Umschlag öffnen und den Namen des ersten Preisträgers für junge Kunst nennen möge.

Raue ist nicht sehr geübt im Zeitüberbrücken. Deshalb holte er noch mal alle Köche auf die Bühne, die für die Gala lecker Fischbrät gebacken hatten. Und ließ Christoph Stölzl kurz aufstehen. Und dankte der Presse für ihre unterstützende Berichterstattung. Und verschwand, Abgang links.

Jetzt aber erhob sich Naumann, der am Tisch mit I.D. Milana Erbprinzessin zu Fürstenberg saß, trat ans Pult, erhob seine Stimme und sagte, man solle der Jury vergeben, sie habe Schuld auf sich geladen, wie der Sieger auch. Da wurde es entspannter, so entspannt fast, dass man den Namen, den Naumann dann verlas, kaum mitbekam. Wie jetzt, Dirk Skreber? Der soll gewonnen haben, meinte jemand. Und es stimmte. Der in Düsseldorf lebende Künstler ist also tatsächlich der erste Preisträger der Nationalgalerie für junge Kunst. Nicht unverdient, sagte ein Mann, der für „aspekte“ arbeitet. Immerhin ist Skreber ein gewiefter Maler, der Stile mischt und Einfamilienhäuser (Foto) und Eisenbahnen ziemlich genau abbilden kann. Dass die Loks auch noch aufeinander zurasen, macht ihn sogar zu einem Konzeptualisten, der mit „traditionellen Mitteln eine Irritation erzeugt, an der man einfach kaut“, wie ein Jurymitglied meinte. Und weil Berlin eine Baustelle ist, hat Skreber seine insgesamt drei Gemälde in containerartige Holzverschläge gehängt. Das fanden die Juroren offenbar besser als die naturbelassene Lehmmauer von Olafur Eliasson, Katharina Grosses abstrakte Graffiti-Wände oder Christian Jankowskis vierfache Video-Laudatio, die schon vorab alle vier Kandidaten als Sieger feierte. Nun ist es halt Skreber geworden. Zufrieden war er trotzdem nicht: Für ihn sind 100.000 Mark, wie er im Interview mit dem Tagesspiegel erzählte, nach 20 Jahren harter Arbeit „eine lächerliche Summe“.  hf