DER ANSCHLAG AUF DIE DÜSSELDORFER SYNAGOGE IST AUFGEKLÄRT
: All I Want Is The Truth

Es läuft gut für rechte Wadenbeißer wie Roland Koch. Erst Sebnitz und nun Düsseldorf. Beide Fälle werden dem hessischen Ministerpräsidenten als Beweis seiner These dienen: Das Gedöns der letzten Monate um den Rechtsextremismus ist maßlos übertrieben und dient der Bundesregierung nur dazu, die politische Rechte zu diskreditieren.

Nicht Rechtsextremisten, sondern ein Palästinenser und ein Deutschmarokkaner haben den Anschlag auf die Synagoge verübt – ein Land atmet auf. Wer will es den gebeutelten Deutschen verdenken, wenn sie nach jedem Strohhalm greifen, der ihnen die Gewissheit verschafft: Nicht wir sind die Bösen! Antisemiten gibt es auch andernorts.

Gerhard Schröder ist der Verlierer dieser Tage. Wochenlang hat er sich nur widerwillig auf das Thema Rechtsextremismus eingelassen. Seit er sich endlich etwas couragierter zeigt, agiert er glücklos. Erst empfängt der Kanzler Renate Kandelberg-Abdulla aus Sebnitz, einen Tag bevor sie vom Opfer zu einer zumindest dubiosen Figur wird. Und nun droht dem Kanzler das eigene Pathos („Aufstand der Anständigen“) vom politischen Gegner um die Ohren gehauen zu werden – das Pathos, das er nach dem Düsseldorfer Brandanschlag entwickelte.

Aber selbst, wenn es so wäre – Schröder geschähe Unrecht. Tatsächlich macht es keinen Unterschied, welchen Pass Antisemiten und Rassisten besitzen – entscheidend ist, dass diese Gesellschaft deutlich macht, dass sie weder das eine noch das andere hinnimmt. Palästinenser mögen zwar viele Gründe haben, auf die Politik der israelischen Regierung wütend zu sein. Aber was hat ein jüdisches Gotteshaus in Düsseldorf damit zu tun? Nichts. Das in ihre Anhängerschaft zu vermitteln, ist auch Aufgabe der palästinensischen Organisationen hier in Deutschland. Denn auch sie sind gemeint, wenn Schröder von den Anständigen und von der Zivilgesellschaft spricht. Das Fazit nach Sebnitz und Düsseldorf: Es gibt nahezu tagtäglich rechtsradikale Übergriffe, Menschenjagden, Bedrohungen von jüdischen Gemeinden. Es bleibt viel zu tun, Herr Koch. Wir bleiben dran. EBERHARD SEIDEL