Vum Vadder viel gelernt

Dank eines 3:0 gegen die Glasgow Rangers erreicht Kaiserslautern nicht nur das Achtelfinale des Uefa-Cups, sondern entdeckt mit dem Vorzeige-Grippeopfer Miroslav Klose eine neue Robustheit

aus Kaiserslautern GÜNTER ROHRBACHER-LIST

Fast hätte Miroslav Klose (22) das Spiel gegen die Rangers auf der Couch zu Hause in Kusel vor dem Fernseher verfolgt – eingehüllt in eine warme Decke und mit einem Glas Tee. Nach seinen zwei Toren gegen den HSV am vergangenen Sonntag plagte den Stürmer des 1.FC Kaiserslautern eine Grippe. Doch „Miro“ ist einer, der sich nicht nur auf dem Spielfeld gut aus der Affäre zieht, sondern der auch Viren zu trotzen weiß. Infusionen päppelten den Kriegsdienstverweigerer, der in einem Pflegeheim seinen Zivildienst ableistete, wieder auf. Zum Glück für die Roten Teufel, denn Kloses Tor in der 8. Minute gab ihnen Sicherheit. Genial, wie der schlaksige Angreifer seinen Gegenspieler Scott Wilson erst abdrängte und narrte, bevor er den Ball über Rangers-Torhüter Stefan Klos ins Tor hob.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, da man in Kaiserslautern die Akte des angehenden Profis Miroslav Klose zur Seite legen wollte, weil sich der Verein und der Berater des Spielers nicht auf die Dauer des angebotenen Vertrags einigten. Aber im Frühjahr 2000, als die Personalnot am größten war, klappte es dann doch noch. „Miroslav soll einen Schritt nach dem anderen machen, nicht zu schnell nach oben gehen, sonst könnte er tief fallen“, sagte sein Vater Josef, von 1978 bis 1981 Spieler beim AJ Auxerre unter Trainer Guy Roux. Erst bei der SG Blaubach-Diedelkopf in der Bezirksliga, dann in der Regionalliga beim Nachbarn FC 08 Homburg trat der junge Mann gegen den Ball, bevor ihn der 1. FCK als Amateur verpflichtete. Miroslav selbst wird nicht müde, immer wieder zu erzählen, was er „alles vum Vadder gelernt“ hat. Und der meint, dass der junge Klose „jetzt schon viel besser ist als es der alte in seinen besten Fußballertagen“. Dass er damit wohl Recht hat, haben binnen fünf Tagen 70.000 Zuschauer im Fritz- Walter-Stadion gesehen. „Miro, Miro“-Rufe hallten durch das Stadion wie einst zu Libero Kadlec’ besten Zeiten.

Dick Advocaat, der glücklose und etwas bärbeißige Trainer der Glasgow Rangers, dem die Regionalzeitung Die Rheinpfalz nach dem Hinspiel die „Liebenswürdigkeit eines schlecht erzogenen Kampfhundes“ attestierte, wäre froh gewesen, gegen den 1. FCK einen wie Klose in seinen Reihen gehabt zu haben. „Ich bin enttäuscht darüber, wie wir die Tore des Gegners zugelassen haben“, haderte der Holländer, „wir hatten einige Chancen, aber die Tore haben die anderen gemacht, und wir haben vor allem im Ibrox-Park zu wenige erzielt.“

Die Rangers! Immer das Gleiche. Enttäuscht über das Ausscheiden in der Champions League gegen Graz und Galatasaray Istanbul hielten sie sich mit einem Kantersieg gegen Glasgow Celtic schadlos und glaubten, vielleicht dieses Mal den Uefa-Cup zu gewinnen. Doch da ereilte sie das Lospech und der Fighting Spirit der Roten Teufel.

Sicherlich hätten die Brüder Peter und Moses McNeil, Peter Campbell und William Mc Beath, als sie die Rangers 1872 gründeten, einen Passus in das Vereinsstatut schreiben sollen, der ihnen verboten hätte, die Insel zum Fußballspielen zu verlassen. Denn da geht es den Blau-Weißen fast so wie der schottischen Nationalmannschaft bei großen Turnieren. Kaum sind sie auf dem Festland, sind sie schon weg. „Dieses Jahr ist schon sehr enttäuschend für mich“, sagte Advocaat. Was soll das erst werden, wenn die „Nordatlantische Liga“ kommt, in der die Old Firm aus Rangers und Celtic gegen Spitzenteams aus Holland, Belgien, Dänemark, Schweden und Portugal antreten müsste?

Solche Sorgen hat Teamchef Andreas Brehme nicht. Sogar den Ausfall von Slobodan Komljenovic, der sich die Schulter ausrenkte, steckten die Lauterer weg. Und auf der Ersatzbank saß bis kurz vor Schluss kein anderer als Mario Basler, der sich ein Beispiel nehmen könnte an dem jungen, nicht so wehleidigen Miroslav Klose, dem Djorkaeff ins Notenbuch schrieb, er sei „ein sehr, sehr guter Fußballspieler“.

1. FC Kaiserslautern: Georg Koch - Yakin - Harry Koch, Ramzy - Buck, Komljenovic (4. Strasser), Hristow (88. Basler), Grammozis - Djorkaeff - Klose (70. Marschall), Lokvenc Glasgow Rangers: Klos - Wilson, Konterman, Amoruso - Ricksen (46. McCann), Reyna, Tugay (77. Dodds), Albertz, Numan - Ronald de Boer - Wallace, Miller (46. Mols)Zuschauer: 28.757; Tore: 1:0 Klose (8.), 2:0 Buck (65.), 3:0 Lokvenc (79.)