Fremdkörper will heim

Beim 1. FC Kaiserlauern geht nach dem 0:0 gegen den FC Bayern München die Angst vor Substanzverlust um: Spielmacher Youri Djorkaeff wird mit Olympique Lyon in Verbindung gebracht

Für jeden Spieler gibt es eine Summe, bei der man nachdenkt, heißt es beim 1. FCK

aus KaiserslauternGÜNTER ROHRBACHER-LIST

Eigentlich gibt es so etwas nur in der englischen Premier League, wo die Clubs zuweilen im Zweitagerhythmus ihre Spiele austragen. Dass der 1.FC Kaiserslautern nur 52 Stunden und 15 Minuten nach dem Match gegen die Glasgow Rangers gegen Bayern München spielen musste, ist ein Auswuchs der Allmacht zahlender Medienunternehmen. Die Bayern hatten es etwas besser, denn zwischen ihrem Auftritt in Highbury beim FC Arsenal und dem Spiel im Fritz-Walter-Stadion hatten sie zwei Tage mehr Zeit. Aber nach dem 0:0 waren sie es, die zugeben mussten, dass die Gastgeber den Sieg verdient gehabt hätten. Trainer Ottmar Hitzfeld sprach von der „Flucht (der Lauterer) nach vorne“, Stefan Effenberg sagte, man müsse „auch mal mit einem Punkt zufrieden sein“, und Ciriaco Sforza verteilte gar „Komplimente an den 1.FCK“.

Der 1.FCK war nicht nur die aggressivere und bessere Mannschaft, er hatte auch die klareren Chancen. Besonders der unglückliche Hristov, der zudem in der Schlussphase des Spiels zuerst von Carsten Jancker rot verdächtig und danach von Stefan Effenberg ebenfalls rüde gefoult worden war, überzeugte. Wochenlang war der bulgarische Nationalspieler, den kaum etwas erschüttern kann und der sich selten provozieren lässt, seiner Form hinterher gelaufen. Jetzt plötzlich läuft es wieder bei ihm. „Ich bin stolz darauf, wie er für die Mannschaft arbeitet“, schwärmte Brehme.

Auch dem französischen Weltmeister Youri Djorkaeff gelingen nun wieder Spielzüge, wie sie in der letzten Spielzeit so sehr bewundert worden waren, nachdem er zu Beginn der Saison höllisch verhext schien. Er fand keine bündige Bindung zum Spiel, und so wirkte der armenischstämmige Franzose manchmal wie ein Fremdkörper.

Ganz anders war es gegen die Bayern! Nur mit dem Abschluss haperte es, traf Djorkaeff doch in der 76. und in der 84. Minute jeweils nur das Außennetz. Auf ihren Youri werden sie in der Pfalz aufpassen müssen, damit er ihnen nicht von der Fahne geht. Nach seinem Aufwärtstrend ist der 32-Jährige plötzlich ein Thema beim Champions-League-Konkurrenten der Münchner, bei Olympique Lyonnais. Die Hauptstadt der Haute Cuisine liegt quasi vor der Haustür von Décines, wo die große Familie Djorkaeff sich wie viele andere Armenier niedergelassen hat und wo die örtliche Fußballmannschaft aus der „Promotion d’Honneur“, der 4. Amateurklasse, im Stade Jean-et-Youri-Djorkaeff kickt. Umgerechnet 13 Millionen Mark will Lyons Präsident Jean-Michel Aulas den Lauterern angeblich bieten, um seinen Traum-Transfer zu verwirklichen, damit Olympique auch die zweite Phase der Champions League meistert. Für den Vorstandsvorsitzenden des 1.FCK, Jürgen Friedrich, ist dies (noch) kein Thema. Er sagt, für jeden Spieler gebe es eine Summe, bei der man nachzudenken beginne. Dabei hatte Djorkaeff erst kürzlich gegenüber FranceFootball erklärt, sich vorstellen zu können, seine Karriere nicht nur in der Bundesliga, sondern sogar beim 1.FCK zu beschließen.

Auch Bayern München hatte angeblich einmal Interesse an Djorkaeff geäußert, doch in der Sommerpause war erst einmal Ciriaco Sforza zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren gewechselt. Sforza, Reizfigur, wo immer er auch spielt, wurde von den Fans des 1.FCK zur Wiederkehr auf den Betzenberg zwar mit Pfiffen und Schmährufen empfangen, stand jedoch wegen seiner defensiveren Rolle bei den Bayern nur selten im Blickpunkt, sodass andere wie Kahn, Effenberg und Sergio die verbalen Angriffe von außen abbekamen.

Das sonst gelegentlich so geniale Spiel der Bayern konnten die Zuschauer nur selten bestaunen. Zwei Schüsse von Torsten Fink, einmal drüber, einmal vorbei und eine verpasste Chance durch den eingewechselten Alexander Zickler in der Nachspielzeit – das war’s! Das Spiel ohne gültige Tore brachte so beiden Teams nur einen Punkt und einen herben Rückschlag. Wäre die Saison jetzt zu Ende, stünden die Münchner auf einem Uefa-Cup-Platz, und die Lauterer müssten im UI-Cup antreten. Wirklich Spitze – das sind andere!

1. FC Kaiserslautern: Georg Koch - Yakin - Harry Koch, Ramzy - Buck, Grammozis, Hristow, Petterson, Strasser - Djorkaeff (83. Marschall), Lokvenc (59. Klose) FC Bayern München: Kahn - Linke, Sforza, Kuffour - Salihamidzic, Fink, Effenberg, Tarnat - Sergio, Elber (68. Jancker), Scholl (46. Zickler)Zuschauer: 41.500