standbild
: Heimtücke in der Schlangengrube

Tatort – Bienzle und das Doppelspiel (So, 20.15, ARD)

Hans Damm ist ein Gewerkschafter wie aus einem Lehrbuch für moderne Marktwirtschaft. Ein „Urgestein“ zwar, wie Kommissar Bienzle anerkennend bei seinen Ermittlungen zu hören bekommt, aber auch offen für sozialpartnerschaftliche Anliegen. Pech nur, dass er vom Bauherren des neuen Gewerkschaftsgebäudes für sein neues schmuckes, ja schwäbisches Haus einen zinslosen Kredit angenommen hat. Und noch mehr Unbill, dass dieser stimmgewaltige Mann bei genau dieser dubiosen Vetternwirtschaft erwischt wird. Und zwar von einer Journalistin, die mal seine Geliebte war. Tragisch schließlich, dass eben diese Rechercheurin anschließend mit Hilfe eines Autoersatzteils umgebracht wird. War es nun der ehrenwerte Hans Damm? Und was hat sein Stellvertreter damit zu tun, was der nichtsnutzige Gatte der Getöteten?

Dieser „Bienzle“, seit 1992 Teil des „Tatort“-Kanons, nahm den Zuschauer mit auf die Suche nach dem Mörder. Flott die Kameraführung (Hans-Jörg Allgeier), gut das Drehbuch (Felix Huby) und – bis auf ein paar alberne Klischees: Warum müssen wütende Arbeiter immer mit Tomaten werfen? – exzellent die Regie (Hartmut Griesmayr). Bis zum Schluss konnten menschliche Verhältnisse kennen gelernt werden, die man eher mit Wörtern wie „Schlangengrube“ und „Heimtücke“ assoziiert. Günther Maria Halmer spielte den Arbeiterführer nicht einmal larmoyant, obwohl er es doch hätte tun können, weil ihm wirklich übel mitgespielt wird.

Auch die anderen Rollen sind perfekt besetzt, Franziska Walser als Halmers Gattin, Stephan Benson als Freund und Gewerkschaftsvizeboss, von dem man einmal mehr lernen kann, dass in den besten Kumpels die übelsten Nattern stecken können.

Maren Kroymann spielt schwäbelnd die Exaffäre von Ernst Bienzle – im Zusammenspiel mit „Hannelore“, der ewigen Lebensgefährtin des Kommissars, wurde daraus eine feine Liaison zu dritt, jedenfalls beinahe. Der Titel dieses Krimis lautete daher doppelt richtig: „Bienzle und das Doppelspiel“.

Bienzle und seine Hannelore kamen einander wieder näher. Womit der Stuttgarter „Tatort“ inzwischen an beste Haferkamp-Traditionen anknüpft.

HEINZ FROSCH