Gemüseguru

Die Geschäfte der Birlik-Marketler-Kette werben vor allem mit einem günstigen Angebot an Obst und Gemüse

„Ananas, Stück nur zwei Mark!“, schreit der Marktverkäufer und muss dabei den Verkehr an der Potsdamer Ecke Kurfürstenstraße übertönen. Die Ananas wirkt leicht angegammelt, aber, zugegeben: Für die Größe ist sie immer noch billig. Sein Kollege bietet mindestens genauso laut heiße Maroni aus zwei großen gusseisernen Brätern. Kunden wühlen in den Gemüsekisten nach Tomaten, Porree, Auberginen, Karotten, Orangen, Kiwis, Mangos. Möglicherweise kramen sie die Zucchini von ganz unten heraus, in der Hoffnung, diese seien weniger bleibelastet durch die viel befahrenen Potsdamer Straße.

Ein riesiger Gemüsestand gibt dem etwas Diffusen in Nordschöneberg ein belebtes Flair. In dem dazugehörigen 400 Quadratmeter großen Supermarkt gibt es neben einer Fleischtheke, 15 Meter langen Regalen mit Reis, Nudeln, Harissa oder Tomatenmark auch eine extra Brottheke mit giftgrünen und rosaroten Süßigkeiten und dem türkischen Fladenbrot für eine Mark. Im Birlik Marketler findet man die Grundausstattung jedes türkischen Haushalts, und dazu gehören Oliven genauso wie Putzmittel.

Seit Oktober gibt es auf der Potsdamer den zweiten Birlik Marketler. Gleich gegenüber buhlen ein türkisches Lebensmittelgeschäft – der International Discount Istanbul ist eines der ältesten von Berlin –, ein Extra-Supermarkt und ein Wiener Bäcker um die Gunst der Kunden. Birlik-Marketler-Geschäftsführer Fuat Cerlik gibt sich selbstbewusst. Er fürchtet die Konkurrenz nicht, die soll ihn fürchten, denn er geht in die Offensive und bietet neben türkischen und arabischen Spezialitäten nun auch Produkte der Rewe-Markt-Kette. „Für die deutschen Kunden“, sagt er. Anbieten will er alles, „außer natürlich Schwein“. Das vergraule die türkische Kundschaft.

Die seit Oktober geöffnete Filiale an der Potsdamer Straße ist die zehnte der türkischen Kette in ganz Berlin. Die Expansionsbewegungen des Geschäftsführers Cerlik sind symptomatisch für die türkische Gemeinde in Berlin. An der Potsdamer Straße machen türkische Gewerbetreibende inzwischen fast 40 Prozent aller Unternehmen aus. Neben dem Birlik Marketler findet man gleich hinter dem Dolly-Buster-Video-Shop das „Brautmoden Balayi Magazani“ und den Juwelier Harem Kuyumcusu.

„ ‚Birlik‘ bedeutet auf Türkisch ‚gemeinsam‘ “, sagt Cerlik. Das sei nicht nur der Name, sondern auch die Philosophie der Kette. Die Geschäftsführer aller zehn Läden beraten sich regelmäßig und kaufen beim selben Zulieferer, Yücel GmbH, ein. Der Großmarkteinkäufer Degrvi Yücel hat die Birlik-Kette gegründet. Und obendrein ist er Fuat Cerliks Schwiegervater.

Der ist in der Türkei geboren, in Vorarlberg aufgewachsen und lebt nun mit seiner Familie in Berlin. Gelernt hat er Werkzeugmacher; Kaufmann wurde er durch Einheirat. Die Frage, wie er sein Fleisch so billig anbieten kann – ein Kilo Lammkotelett kostet 13 Mark –, beantwortet er nur indirekt: Die Konkurrenz verlange das so. Und die sticht Birlik Marketler durch massenhaften Verkauf aus. EDITH KRESTA

Geschenktipp: Bei dem reichhaltigen Obst- und Gemüseangebot sei für die Weihnachtsfeier insbesondere ein Obstkorb empfohlen. Zusammengestellt kostet der etwa 30 Mark.Birlik Marketler, Potsdamer Straße 111, 10785 Berlin