Es lebe das Muttisozialprodukt!

Frauensoli brutal: Die presseverfolgte Doris Schröder-Köpf bekommt ein Schwesterchen

Hand in Hand schier sieht man sie gehen, Mutter und First Lady im Doppelpack

Das Leben kann grausam sein: Doris Köpf, früher Focus, heute Schröder, sieht sich vom Bauer Verlag verfolgt. Sogar von einer „Hetzkampagne“ spricht sie, an der maßgeblich die Bauer-Top-Zeitschrift Neue Post beteiligt sei, die Gerüchte über ein „Baby-Drama“ im Hause Schröder verbreite. Ziel der Kampagne sei es, so die Kanzlergattin wörtlich, „meinen Mann herabzusetzen“. Wie soll das gehen, Gerhard Schröder herabsetzen? Und wozu? Das macht der Mann doch ganz alleine, jeden Tag. Für Doris Köpf jedoch hat die Hölle einen Namen: mit Gerhard Schröder verheiratet sein und das jetzt auch noch in der Neuen Post nachlesen müssen.

Die Kehrseite des Schreckens und des Terrors ist das menschliche Miteinander, die Anteilnahme, die Solidarität. Besonders unter Frauen geht es geradezu hundsgemein sensirrbel zu. Kaum prangert Doris Schröder-Köpf ihre mediale Bartholomäusnacht an, bekommt sie ein Schwesterchen: Mariam Lau, früher Niroumand, heute Welt, springert ihr zur Seite. Von Frau zu Frau, von Mutter zu Mutter, von Journalistin zu Ex-Journalistin, denn wenn Focus Journalismus ist, muss die Welt wohl auch so etwas sein. Deshalb zitiert die Welt-Autorin zugunsten der ehemaligen Focus-Redakteurin auch die Spitzenquelle Super Illu: „Fakt aber ist laut Super Illu das ungetrübte Eheglück der Schröders und Doris nichts als eine gute Mutter, die sich mit gutem Recht in erster Linie um das Wohl ihrer Tochter sorge.“ Wo die gute Mutter und das gute Recht zusammenkommen, geht es Satzbau und Logik reichlich schlecht.

Egal – denn auch der Rest dessen, was Frau Lau am 11. Dezember in die Welt hineinschreibt über Frau Schröder-Köpf, die sich laut Frau Lau so „wohltuend abhebt“, ist mit dem Adjektiv einfühlsam nur ungenügend beschrieben: „Schon möglich, dass hinter den Bauer-Storys politische Affekte stecken. Wahrscheinlicher aber ist wohl, dass man im Boulevard mit dieser Art von Prominentenbeziehung ein bisschen überfordert ist (...): Dass Leute in getrennten Häusern wohnen, mit Kindern des Ehegespons zurechtkommen, die aus früheren Leben stammen; dass eine ehemalige Journalistin – der rüde Methoden von ihrer Zeit als Focus-Redakteurin nicht ganz fremd sein dürften – gern und engagiert Mutter und First Lady ist.“ Das ist gefühlsecht, das ist Schreiben im zarten Saitling – und zeigt Frau Lau deckungsgleich mit Frau Köpf – als „ehemalige Journalistin, die gern und engagiert Mutter und First Lady ist.“ Hand in Hand schier sieht man sie gehen, ein Muttisozialprodukt im Doppelpack. Geduzt wird natürlich auch noch: „Vergiss es, Doris!“, rät Mariam Lau, der rüde Methoden nicht ganz fremd sind: Wie Paul Sahner zu Boris verhält sich Mariam Lau zu Doris.

Nichts wäre dagegen zu sagen, wenn Afterkrabbeljournalisten von Gala oder Neue Post in die Jauchegruben ihrer Blätter hineingetunkt würden, nachhaltig, gern auch für immer. Wer wissen will, wo Gerhard Schröder seine Currywurst versenkt, möge sich an dieser Art Kleinkram verschlucken. Ich bin der Politikerunterhosen müde und überdrüssig. Was an Brechbarem in mir war, das gab ich hin – für das öffentlich mir aufgenötigte Spätpetting des salatschüsselhaften Rudolf Scharping und seiner laut Bild so stöhnschönen Gräfin. Nein! Bitte weggehen! Ich kann das spermatöse Gefurkel nicht mehr haben!

Was mich aber an dem von Mariam Lau eingedosten Schleim noch freuen kann, ist dieses: dass ihre dick aufgetragene Solidarität gegenüber Frau Köpf nichts ist als schlecht kaschierte Stutenbeißerei, als die fingerschnipsende Bewerbung von einer, die auch so „gern und engagiert Mutter und First Lady“ wäre. Wenn sie nur dürfte, wenn sie nur dürfte. WIGLAF DROSTE