Mutter und Patin: Christine Holzkamp

Die Instandbesetzerbewegung war für mich eine Bürgerbewegung der Jugend. Einer meiner Söhne war damals Besetzer. Gleichzeitig war ich Patin in einem besetzten Haus. Ich fand es toll, dass die jungen Leute etwas Eigenes auf die Beine stellten. Die Frauen in der Frauenbewegung waren überwiegend mein Alter, da waren nicht viele Junge dabei. Die Beweggründe waren mir völlig einleuchtend. Auch den Rechtsbruch fand ich gut. Denn der Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ ist von den Immobilienbesitzern sträflich missachtet worden. Weil mein Sohn engagiert war, war ich innerlich sehr stark beteiligt. Es ist spannend, wie das Private einen zusätzlich politisiert. Es freute mich, dass die jungen Leute neben den Wohngemeinschaften, die es eh schon gab, auf breiter Basis versuchten, etwas Neues zu machen. Sich nicht den traditionellen Lebensformen zu unterwerfen, die etwas Einengendes und Reglementierendes haben. Nicht umsonst hat der Staat ein Interesse an der Erhaltung der Familie. Auch ich wohne seit 25 Jahren in einem Wohngemeinschaftshaus, in dem wir andere Formen zur Gestaltung des Alltags entwickelt haben. Die Hausbesetzerbewegung hat mich in dem Glauben bestärkt, dass es es immer wieder zu Politisierungen kommen wird, wenn eklatantes Unrecht passiert.

Christine Holzkamp (64) ist Hochschullehrerin für Psychologie im Ruhestand. Sie ist in der Liga für Menschenrechte und einem internationalen Frauenprojekt aktiv. FOTO: PRIVAT