Der Vermittler: Werner Orlowsky

Ohne die Hausbesetzer hätte sich die Berliner Bau- und Wohnungspolitik nicht geändert. Damals hatte ich ein Drogeriegeschäft in der Dresdnerstraße, war Sprecher der Gewerbetreibenden im Sanierungsgebiet Kottbusser Tor und Vermittler zwischen Senat und Hausbesetzern. Später bin ich Baustadtrat von Kreuzberg geworden. Die Hausbesetzerbewegung hat den Durchbruch zur behutsamen Stadterneuerung und Modernisierung für die Bewohner und mit den Bewohnern bewirkt. Sie hat damit entscheidend zur Rettung der urbanen Dichte beigetragen, die heute als Ideal der europäischen Stadt hochgehalten wird: Parzellenbebauung, unterschiedliche Strukturen, Kleinteiligkeit und Funktionsmischung. Wenn die Abriss- und Kahlschlagsanierung nicht gestoppt worden wäre, wären die Gründerzeitviertel in vielen Teilen Berlins, vor allem aber in Kreuzberg, durch eintönige Zeilenbauten ersetzt worden. Ich denke, deshalb müssten der Hausbesetzerbewegung heute alle dankbar sein. Auch als Pensionär bin ich der Basisarbeit treu geblieben. Diesmal in Prenzlauer Berg. Nach der Wende habe ich einen kleinen Verein für Mieterberatung, Sozialplanung und Stadtforschung gegründet, der heute als gemeinnützige GmbH 34 MitarbeiterInnen hat und eine Monatszeitschrift herausgibt. Außerdem moderiere ich das Stadtforum von unten. Nach wie vor propagiere ich: Gebt den Bürgern die Chance, direkt mitzubestimmen.

Werner Orlowsky (71) war von 1981 bis 1989 für die Alternative Liste Baustadtrat im Bezirk Kreuzberg.FOTO: WOLFGANG BORRS