leben in funnyland
: YVES EIGENRAUCH über orte, sehnsüchte und siege

zeit! ja? steh still!

washington square, new york city. eindrücke von orten, aus denen sehnsüchte entstehen. martin in der „arena auf schalke“. er sieht, hört, riecht. einige male im jahr fährt er zu den heimspielen seines vereins. alleine. wie schön muss es sein, jemanden zu haben, der die eigenen interessen teilt. eine ist da, im irgendwo, bei der wüsste er: „die und keine andere.“ wollte sie ihm nur begegnen; und hätte er nur, wenn sie ihm dann begegnete, den mut, sie auch anzusprechen.

„um mir das spiel anzuschauen, brauche ich zum glück nicht zu reden“, denkt er sich. „einfach dabei sein. nicht mehr alleine!“ für stunden aus der realität gelöst, eingetaucht in ein leben jenseits des „sollens“ und „müssens“. was musst du denn müssen, martin? noch nicht mal auf die toilette gehen, kannst dir ja auch in die hose scheißen. sterben, ja das musst du. wann? jetzt? wohl kaum; und krank sollteste auch nicht werden müssen. jedenfalls nicht jetzt. also!

sehnsüchte entstehen. könnte ich doch nur hier verweilen. hier mit dir. zeit! ja? steh still! kühle trockene januarluft umgibt unsere beiden körper. hand in hand bestaunen wir die mannigfaltigen anguckwürdigkeiten der stadt. schon in den vergangenen tagen streiften wir umher. heute ist der tag. wir durchwandern kleine gässchen in soho, durchstreifen tribeca, und ohne miteinander zu sprechen wissen wir, dass wir füreinander sind. hier. angekommen am ende unserer suche.

von den sitzplätzen der tribüne aus wirft martin all seine emotionen ins spiel. zwei null für uns. weiter, weiter. ich möchte mich heute nur über das gemeinsame glücksgefühl des sieges definieren. weiter, weiter. macht schon. weiter. sieg. sieg und niederlage liegen eng beieinander, so eng, wie der mann und die frau beieinander stehen sollten.

woran liegt es, dass ich gewinne, ich verliere. welche faktoren sind entscheidend. bei aller versuchten verwissenschaftlichung des sports ist das entscheidene moment die eigendynamik, die das spiel entwickelt, die die spielenden personen entwickeln, die die gesamtheitliche situation entwickelt. kein einzelner zeigt sich verantwortlich, auch ist es nicht an der besonderen form der motivation auszumachen. mit dem möglichen erfolg ist es so wie mit der realität: „manches ist nun mal so!“

das hoffen auf das 100-prozentige mädchen. der supro-blick martins fällt auf den spieler auf der linken außenposition. nah zoomt er heran. hass spiegelt sich in den augen der nummer 666 wieder. „rollerball“. die freude an dem spiel, es vielleicht gewinnen zu wollen, tritt in den zweiten rang. klack klack, sieg! klack klack, sieg! klack klack, sieg! ein sieg wird benötigt, um sie zufrieden zu stellen. wen? jemand sprach von den lenkenden dreißig. sie sind unter uns. martin glaubt an sie. und an die beiden. an sich und den fußball!

Autorenhinweis: yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04, weiß aber auch, was im stadion auf den sitzplätzen der tribüne passiert