Traum vom großen Geld

■ Landesbetrieb Krankenhäuser will Teil des Klinikum Nord-Geländes versilbern

Wo heute ein Krankenhaus steht, sollen zukünftig Menschen wohnen, ihre Kinder in Tagesstätten und zur Schule gehen: Der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) will sich von mehr als zwei Dritteln der Fläche vom Klinikum Nord/Ochsenzoll trennen. Für Teile davon liegt bereits ein Bebauungsplan vor. Etwa 50 der 70 Hektar sollen verkauft und mit dem Geld die betriebliche Altersversorgung der LBK-Mitarbeiter bezahlt werden. Vorstandssprecher Lohmann: „Gebäude, die wir nicht mehr brauchen, machen keinen Sinn.“

Um auf einem Drittel der Fläche gleiche Leistungen anbieten zu können, ist Zusammenrücken angesagt: Der LBK träumt von einem Psychiatriezentrum. Wo heute viele alte Gebäude in einem riesigen Parkgelände stehen, soll es in der Zukunft ein moderner Gebäudekomplex sein. Das erfordert den ein oder anderen An- und Umbau: „70 bis 80 Millionen Mark würde das sicher kosten“, sagt Lohmann.

Zukunftsmusik, wobei der LBK davon ausgeht, dass man weiterhin Betten abbauen kann, weil die Verweildauer in Psychiatrien weiter sinkt. War sie vor 15 Jahren noch bei 70 Tagen, ist sie inzwischen aufgrund medizinischen Fortschritts und ambulanter Angebote auf 26 bis 27 Tage gesunken. „Der Bundesdurchschnitt liegt unter 25 Tagen“, sagt Lohmann. Und LBK-Sprecher Siegmar Eligehausen fügt hinzu: „Nordrhein-Westfalen liegt beispielsweise bei 22 Tagen.“ Das Gutachten, das als Grundlage für die Hamburger Krankenhausplanung gilt, gehe von 21 Tagen im Jahr 2005 aus.

Nun gibt es Hamburger Psychiater, die schon jetzt beobachten, dass Patienten zu früh aus dem Krankenhaus entlassen werden (taz hamburg berichtete). „Den Bettenabbau der Vergangenheit linear in die Zukunft fortzuschreiben, entbehrt jeder Grundlage“, kritisiert Joachim Schwerdtfeger vom Vorstand der Hamburgischen Gesellschaft für soziale Psychiatrie.

Sollte die Gesundheitsbehörde in ihrer Krankenhausplanung diese Ansicht teilen, muss der LBK neu träumen. Denn bauliche Maßnahmen werden erst beschlossen, wenn die Zahl der Betten festliegt.

Sandra Wilsdorf