FRAUEN WERDEN VON DER RENTENREFORM BENACHTEILIGT
: A girl’s best friend

Der einfachste Weg für eine Frau, sich eine gute Altersversorgung zu sichern, ist immer noch der Privatweg: Suche dir einen reichen Mann und bleibe möglichst bis zu seinem Tod mit ihm zusammen. Und dann gibt es auch noch einen weiteren Weg: Die selbst erarbeitete gesetzliche Rente. Doch die ist bald nicht mehr das, was sie mal war.

Durch die von Sozialminister Walter Riester (SPD) geplante Reform wird die gesetzliche Rente gekürzt und die private Altersversorgung gefördert. Frauen werden indirekt dadurch benachteiligt. Die gesetzliche Rente gewährt nämlich bei gleicher Einzahlung Männern und Frauen das gleiche Altersruhegeld. Eine private Rentenversicherung aber unterscheidet: Frauen müssen – wegen der höheren Lebenserwartung – mehr einzahlen als Männer, um mit 65 Jahren auf die gleiche monatliche Privatrente zu kommen. Das ist schlichter Kapitalismus, und der schert sich nun mal einen Dreck um die Lebenslage der Frauen.

Die Lebenslage der Frauen ist jedoch ziemlich antikapitalistisch: Frauen kümmern sich meist weniger um die Karriere und damit weniger ums Geld: Erziehungszeiten und Teilzeitjobs ergeben nur wenig Rente. Und wer keinen gut verdienenden Mann, aber Kinder hat, ist besonders arm dran. Jede sechste allein stehende Frau wird im Alter unter die Armutsgrenze fallen, so ergab eine Studie des Sozialministeriums. Besonders die Geschiedenen trifft es hart: Jede Vierte muss später zum Sozialamt gehen. Wer Kinder hat und allein stehend ist, hat es im Alter noch schwerer. Der Familienstand – also die Kinderzahl und die fehlende oder vorhandene Absicherung durch den Mann – entscheidet mehr als andere Variablen über Wohl und Wehe der Frauen im Alter.

Hinter der Empörung der Feministinnen über die Rentenreform steckt daher eine ebenso grundsätzliche wie vergebliche Systemkritik. Die Frauen fordern geschlechtsneutrale Tarife in der privaten Rentenversicherung – dagegen wird sich die private Finanzwirtschaft mit allen Mitteln wehren. Die Feministinnen empören sich gegen die gesetzlichen Rentenkürzungen – doch die sind längst beschlossene Sache im Zuge der Sozialstaatsreformen.

Diamonds are a girl’s best friend, lobte Marilyn Monroe früher die weibliche „Privatvorsorge“ durch „Transferleistungen“ der Männer. Wird die gesetzliche Rente gekürzt, wird über weibliche Lebenschancen wieder neu entschieden: Sie bemessen sich daran, inwieweit Frauen künftig ihre „Privatvorsorge“ auch unabhängig von den Männern sichern können. BARBARA DRIBBUSCH