Werder baut aufs Restprogramm

■ Hansa Rostock jubelt nach der 5:2-Klatsche gegen die Bremer

Rostock – Als die Helden auf dem Rasen noch gefeiert wurden, war in den Katakomben der Baustelle Ostseestadion schon wieder Nüchternheit eingezogen. Nur wenige Minuten nach dem berauschenden 5:2 (2:1) über den Nordrivalen Werder Bremen mahnte Hansa Rostocks Chefetage Realitätssinn an. „Ich bin nur bedingt zufrieden. Wir haben zwar 21 Punkte, aber es hätten auch drei oder vier mehr sein können“, stellte Trainer Friedhelm Funkel trotz des höchsten Saisonsiegs eher nachdenklich fest und wurde durch Manager Herbert Maronn bestätigt. „Die Situation ist eine andere als noch vor einem Jahr“, warnte er. Vor Jahresfrist hatten die Rostocker bei Halbzeit zwar nur 20 Punkte, aber mit sieben Zählern Vorsprung zu den Abstiegsrängen immerhin drei mehr als derzeit.

Den 12.000 Fans gingen solche Rechen-Spielereien völlig ab. Sie bejubelten dank Steffen Baumgart (8.), Rayk Schröder (42.), Peter Wibran (54.), Christian Brand (79.) und Radwan Yasser (81.) so viele Tore, wie sie in den vorherigen sieben Heimspielen zusammen gesehen hatten. „Wir hätten noch zwei, drei Dinger mehr machen können, aber wir wollen uns ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“, gestand Verteidiger Schröder nach seinem ersten Bundesliga-Tor. Der 25-Jährige lieferte seine wohl beste Vorstellung im Hansa-Dress ab seit seinem Wechsel von Cottbus an die Küste im Sommer.

Wie verwandelt wirkte auch Mittelfeld-Motor Brand, der von seinen alten Teamkollegen nie zu stellen war. „Das war ein 'geiles Spiel', wie es Friedhelm Funkel gefordert hat. Wenn wir jetzt gegen Dortmund ebenso geschlossen auftreten, können wir die auch schlagen“, mutmaßte der 28-Jährige und lag damit mit seinem Coach auf einer Wellenlänge. „Ich hoffe, die Mannschaft kann gegen die Borussia noch einmal eine so konzentrierte Leistung abliefern“, beschrieb Funkel seine hoch gesteckten Erwartungen. Die Statistik spricht dafür: In fünf von sechs Heimspielen gegen den BVB ging Hansa als Sieger vom Platz.

Dieses Gefühl hätte auch Bremens Coach Thomas Schaaf gern gehabt, aber dafür reichten die Treffer von Mladen Krstajic (38.) und Claudio Pizarro (75.) nicht aus. Werder Bremen mangelte es über weite Strecken der ansehnlichen Partie an Durchsetzungsvermögen. „Hansa war wesentlich aggressiver“, bekannte der 39-jährige Trainer. Die fehlenden Punkte zum „Wintersoll“ fordert Schaaf nunmehr in den beiden ausstehenden Auswärtsspielen in Cottbus und Unterhaching ein. Das wird schwer genug angesichts der permanenten Auswärtsschwäche von nur einem Sieg aus den letzten 17 Partien. „Wir sollen wirklich jetzt mal wieder nach unten schauen“, gab Nationalspieler Marco Bode die Richtung an.

Gert Glaner/dpa