Ertrinken im Klangmeer

■ John Duncan und Co. schwelgen heute durchs Lagerhaus

Martin Luther King hatte einen Traum, Dittrich von Euler-Donnersperg auch: „Ich will so lange lesen, bis die Leute vor Langeweile zusammenklappen.“ Seit Jahren arbeitet dieser Extremsportler unter den Literaten daran, aus dem menschlichen Zeitgefüge auszubrechen und in das Zeitgefühl eines Felsblocks hinüberzudiffundieren, vielleicht auch eines vor sich hin rotierenden Ventilaaaa ... Achtung, aufgewacht! ... aaators.

Der Autor von feinfühligen Gedichten über den Honigdachs oder den Knurrhahn wagt sich an dieses äußerst heikle Unterfangen nicht ohne den überaus fachkundigen Beistand von John Duncan. Der ist gern gesehener Gast in zeitgenössischen Museen, auf der ars electronica Linz – und im Lagerhaus. Gerüchte zirkulieren, die behaupten, ein Duncan-Konzert könnte im Ernstfall aus dem schlichten Niederdrücken des Play-Knopfes eines Kassettenrekorders bestehen, woraufhin ein hefeteigartiger Klangbrei halbe Unendlichkeiten lang bis in die letzten Ecken des Raumes quillt. Dabei soll der Künstler seinen 14 bis 17 Zuhörern mit solch unerschütterlicher Beharrlichkeit in die Augen glotzen, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. An anderen Tagen soll er es bevorzugen, das Publikum um das Anlegen von Augenbinden zu ersuchen. Zusammen mit C.M. von Hausswolff werden diese großartigen Künstler in den Gefilden glückseliger Gelassenheit schwelgen. Der Weg dahin mag bisweilen durch ein tiefes Tal der Schwermut führen. bk

Lagerhaus, 15.12., 21 Uhr