Gemäldeankauf wird zum Lotteriespiel

Der Landesanteil für den Erwerb der Sammlung Berggruen wird aus dem Geld der Lottospieler bezahlt. Trotzdem fehlt noch immer fast die Hälfte des Kaufpreises. Deshalb will der Sammler einen Teil der Bilder veräußern

Wer Picasso liebt, sollte jetzt eifrig Lotto spielen. Für den Ankauf der berühmten Berggruen-Sammlung wird der Landesanteil in Höhe von 53 Millionen Mark aus den Tipp-Einnahmen bestritten. Das gab der Lotto-Stiftungsrat gestern bekannt. Insgesamt sind 200 Millionen Dollar aufzubringen, damit der Kunstsammler Heinz Berggruen die Ansprüche seiner Erben befriedigen kann. Nach dem derzeitigen Kurs sind das knapp 450 Millionen Mark. Daran beteiligt sich bereits der Bund mit 200 Millionen Mark. Der noch ausstehende Betrag in annähernd gleicher Höhe soll nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung durch den Verkauf von Bildern aufgebracht werden, die nicht zum unverzichtbaren Kernbestand der Sammlung gehören.

Eng wird es allerdings auch im Etat der Lottostiftung, die nebenbei auch noch die Löcher im Kulturetat stopfen muss. So hat der Stiftungsrat, in dem CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky den Ton angibt, für das kommende Jahr auch 5,5 Millionen Mark für Claus Peymanns Berliner Ensemble und 2,4 Millionen Mark für die Tanzsparte der Schaubühne bewilligt. Dabei handelt es sich um Geld, das den beiden Theatern ohnehin zusteht. Im Haushalt von Kultursenator Christoph Stölzl (parteilos) fehlt es allerdings, weil die überfällige Bühnenreform seit Jahren nicht vorankommt.

Insgesamt hat der Stiftungsrat auf seiner Sitzung am Mittwoch fast 100 Millionen Mark verteilt. Davon gehen zehn Millionen Mark, wie es der Senat gegen den Widerstand Landowskys beschlossen hatte, an das Projekt „Computer in die Schulen“. Im vergangenen Jahr standen dem Gremium, das fünf Mal im Jahr tagt, insgesamt nur 156 Millionen Mark zur Verfügung. Weitere Wohltaten aus Lottogeldern werden im nächsten Jahr also kaum noch möglich sein – es sei, denn die Spielfreude der Berliner steigt drastisch an.

Darauf muss die Lotto-Stiftung schon deshalb hoffen, weil sie für den Ankauf der Berggruen-Stiftung erstmals Geld für das übernächste Jahr schon im Vorgriff bewilligt hat: Von den 53 Millionen Mark sollen nach Informationen von dpa im Jahr 2001 nur 35 Millionen ausgezahlt werden. Unter den 160 Gemälden, die seit 1996 im Stüler-Bau gegenüber dem Schloss Charlottenburg ausgestellt sind, befinden sich allein 80 Bilder von Pablo Picasso und 40 Werke von Paul Klee. Von Paul Cézanne und Vincent van Gogh dagegen will sich Berggruen offenbar trennen, um seine Erben auszahlen zu können. RAB