Der Bremsklotz des Jahres

Deutsche Startups und die Netzzeitung „Thema 1“ sehen im abgedankten Gigabell-Chef Daniel David denjenigen, der die New Economy am stärksten behindert hat

BERLIN taz ■ Nie ist einer an etwas allein schuld. Aber den schwarzen Peter kriegt derjenige zugeschoben, der am meisten tönt und dann vollständig versagt. Paradebeispiel: Daniel David, Exschlagersänger und vor allem Exvorstandschef der insolventen Gigabell AG. Rund 100 Jungunternehmer, deutschlandweit organisiert im Silicon City Club, haben ihn gestern um Mitternacht in Berlin zum „Bremsklotz des Jahres“ gewählt. Die Wahl war allerdings knapp: 39 Prozent der Gründer stimmten für David, nur 4 Prozent weniger für Telekomchef Ron Sommer. Der hat nach Meinung der Gründer mit seiner monopolistischen Politik die deutsche Internetwirtschaft tüchtig gezügelt.

Die Chefs von Gigabell und Telekom waren die Einzigen, die aus der Wirtschaft nominiert worden waren. Bravourös haben sie die nominierten Politiker aus dem Feld geschlagen. Finanzminister Hans Eichel erschien den Startups mit seiner Steuerpolitik als politischer Bremser Nr. 1 mit 16 Prozent, gefolgt von Bildungsministerin Edelgard Buhlman mit 6 Prozent.

Gigabell-Chef David war 1999 als Mehrheitsaktionär des Frankfurter Startups angetreten, um den deutschen Telekommunikationsmarkt aufzurollen. Nach dem Börsengang im August 1999 (Ausgabekurs/Aktie 38 Euro) und einem halbjährlichen Höhenflug (mit einem Hoch von 132 Euro) fiel die Aktie im Frühjahr in den Keller und zog den gesamten Nemax mit. 43 Millionen Euro Kapital waren durch ziellose Unternehmenseinkäufe und Missmanagement verpulvert, als Gigabell kürzlich Insolvenz beantragte. Im Oktober warf David „aus persönlichen Gründen“ ohne ein Schuldeingeständnis und mit sechs Dienstwagen in petto das Handtuch. Wäre David doch lieber beim Schlager geblieben. ANTJE HEINRICH