Soundcheck

Gehört und gesehen: Jacques Palminger, Club Adorator, Westwerk. Im Regelwerk des deutschen Theaters gibt es drei Verbote: Kinder, Tiere und dampfendes Essen gehören nicht auf die Bühne. Diese drei Elemente sind zu chaotisch und würden von der Leitkultur nur ablenken. Aber gerade die Übertretung dieser Tabus bilden das Fundament der Adorator-Abende mit Mariola Brillowska. Das Prinzip der Nächte im Westwerk ist einfach: In einem aufblinkenden Bühnenbild werden vergessene Stars und kommende Sternchen zu einem Stelldichein geladen. Im Oktober zeigte ein polnischer Performer, wie man mit einem Fernseher auf dem Kopf die eigene Disco feiern kann. Im November zeigten sich Stereo Total in singender Wäsche, und diesen Donnerstag bewies der Germanist Jaques Palminger, wie Kitsch ohne Pathos geht.

Man fühlt sich jedesmal wie in einem kickenden Kinderzimmer. Während Brillowska und ihr Co-Adorator Miguel Hose Kabel einstecken, Videotapes zurückspulen und Alkohol einschenken, bereiten die Puppetmastaz aus Berlin ihren Auftritt vor. Wer den Film Ghostbusters für ein kulturkritischen Performance-Komentar hält, ist bei ihnen richtig. Sie sind der Wu Tang Clan des Steifftier-Kosmos. HipHop mit Handpuppen. Zu dicken Beats nicken sich Flat Erics Verwandte in einen Reim-Rausch. „Toys r they“ rufen die Zuschauer zurück.

Wenn der Illusionist Manuel Muerte es nicht schafft, rechtzeitig zu kommen, übernimmt einfach Felix Kubin mit Perücke seinen Part.

Natürlich haben die Abende ihre Längen. Trotzdem funktionieren sie wie der Adorator-Auftritt einer holländischen Künstlerin, die mit einer Hundehütte auf dem Kopf die Bühne betrat. Sie hatte eine meterlange Wurstkette bei sich und versuchte einzelne Fleischstücke durch eine Nasenöffnung zu quetschen, um sie den verkleideten Hunden anzubieten. Die Vierbeiner durchschauten die Show. Anstatt mitzuspielen, gingen sie einfach um die Hundehüttenfrau herum und nahmen sich den zurückgehaltenen großen Wurstanteil aus der Gesäßtasche. Rosinen picken, nennt sich das wohl, und davon bietet Mariola Brillowska reichlich.

Nikola Duric