Glitzer&Glimmer
: Geschenkt!

■ Wie wir's alle Jahre wieder packen

Im Grunde ist es ganz einfach. Zu Weihnachten wird verschenkt und Geschenke packt man ein. Und: Sinn und Zweck von Verpackung ist – nur um das in Erinnerung zu rufen –, entfernt zu werden. Trotzdem gewinnt man leicht den Eindruck, dass es da um mehr geht.

Verdacht Nummer eins: Jeder will sich mit seinen Geschenken profilieren – und möglichst spektakuläre Präsente überreichen. Mal ehrlich, Weihnachten ist doch nur ein gut legitimierter Anlass zur entfesselten Konsumwut. Verdacht Nummer zwei: Fast nie geht es um Gaben im urchristlichen Sinn. Die Verwandten- und Bekanntenliste wird nach der Maßgabe, möglichst viele möglichst günstige möglichst originelle Geschenke zu beschaffen, abgearbeitet. Ist das erst mal gelungen, bieten Kaufhäuser an eigens eingerichteten Verpackungstresen regelrechtes Après-Shopping.

Zuschauen und Entspannen, während die Schnäppchen so aufgedonnert werden, dass sie jedenfalls nach mehr aussehen als nach dem jüngsten Auslaufangebot von Muttis Eau de Cologne. Nicht zufällig wirken bunter Plastikglitter und größte Professionalität besonders üppig in Kosmetikabteilungen, die von einfallslosen Kindern, lieblosen Liebhabern und verbrauchten Ehemännern um diese Jahreszeit so häufig wie nie frequentiert werden – die zudem ganz sicher niemals merken, wie verlässlich der Anblick von Schmuckbändern mit Kaufhaus-Aufkleber die Rate-Vorfreude der Beschenkten alljährlich schrumpft.

Natürlich entstehen so jedes Jahr Berge von Müll. Und alle Jahre wieder geben sich die Umweltschutzorganisationen deshalb viel Mühe, um Vermeidungsstrategien aufzuzeigen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum Beispiel hat dafür sogar eine eigene Internetseite eingerichtet (www.bund.net), während die Bremer Umweltberatung eine Verpackungshotline fährt: 70 70 100, für den eher beschaulichen Basteltyp, der sich eine Weihnacht ohne bemalte, beklebte oder bedruckte Packpapiere oder Schuhkartons für Schummelpakete kaum vorstellen kann. Aber muss es so weit gehen, ein Geschenk in einen Waschlappen zu stecken? Oder in eine – womöglich selbstgetrickte – Socke?

Da liebe ich doch die Pragmatiker unter den Verpackungskünstlern. Auch ein Ökoladen im Viertel umwickelt neuerdings Gekauftes auf Wunsch ins zerknitterte, mit abgezubbelten Tesafilmstreifen versehene Papier vom Vorjahr. Strippe drum, fertig. Ganz einfach. Kirstin Gerhold