Kunstzentrum kommt

■ Im Frühjahr 2001 soll es endlich mit dem Umbau der Schwankhalle im Buntentor losgehen. Die NutzerInnen planen schon jetzt erste Projekte

„Ich unfähig? So'n Scheiß“, könnte Kultursenator Bernt Schulte (CDU) auf Kritik der Opposition und aus eigenen Reihen antworten, wenn er nicht so galante Umgangsformen pflegen würde. Immerhin bucht sich der Senator aufs Erfolgskonto, was da gerade im Buntentor passiert. Wie berichtet, soll in der leer stehenden Schwankhalle der ehemaligen Remmer-Brauerei am Buntentorsteinweg für 2,9 Millionen Mark Umbaukosten ein Zentrum für Theater, Musik, Tanz und Bildende Kunst entstehen. In Kürze gibt es dazu auch den passenden Verein, und seit dieser Woche stehen auch die neuen, vielleicht endgültigen Termine für Baubeginn und Eröffnung fest: Nach einem einjährigen Umbau soll das zurzeit noch namenlose Kulturfabrikchen im Frühjahr 2002 den Betrieb aufnehmen.

„Die Schwankhalle ist ein Beispiel, dass wir trotz knapper Mittel auch etwas Neues aufbauen“, sagte Schulte jetzt bei einem Treffen der künftigen NutzerInnen. Und VertreterInnen des Jungen Theaters, der MusikerInneninitiative Bremen (MIB), der soziokulturellen Projekteschmiede Quartier und der freien Theatergruppe Steptext Dance Company widersprachen nicht. Margit Hohlfeld, selbst einmal Geschäftsführerin des mit der Schwankhalle vergleichbaren Berliner Podewil, hat viel Arbeitszeit in das Projekt investiert. Eigentlich nach Bremen geholt, um ein ganzes Kulturbüro zu leiten, hat sie es mit ihrer ersten Bremer Duftmarke Schwankhalle nach langen Verhandlungen geschafft, ein altes Problem zu lösen: eine Produktionsstätte für freie Theaterleute und MusikerInnen in Bremen zu gründen.

Zwar begreift sich auch das benachbarte Schnürschuh-Theater als ein Haus für freie Gruppen. Deshalb beobachtet das auf Jugendtheater spezialisierte Ensemble das Geschehen ein paar Häuser weiter in Richtung Innenstadt mit Argwohn. Tatsächlich wird die dreigeschossige Schwankhalle vor allem eine neue Heimat für das Junge Theater – das nach Selbstdarstellung einzige Off-Theater der Stadt. „Artists in Residence“ heißt so etwas im kulturpolitischen Neudeutsch und gibt dem Ganzen den Anstrich des Projekthaften, jederzeit Kündbaren und durch Neues zu Ersetzenden.

Das Wort „Synergie“ kommt hinzu: Mit 300.000 Mark Betriebskosten pro Jahr sollen der Saal, die drei Probebühnen und die Büros in der Schwankhalle selbst und im Gebäude der Städtischen Galerie genauso teuer sein wie die bisher auf die Stadt verteilten Räume der beteiligten Einrichtungen. Denen schwebt neben dem Soll und Haben auch eine künstlerische Synergie vor. Ein Musiktheaterprojekt soll laut Helge Letonja von Steptext am Anfang stehen. Und Margit Hohlfeld verspricht sich von der spartenübergreifenden Mischung in der Schwankhalle eine „Verbesserung der Distribution“. Im Klartext: Der in verschiedenen Stadtteilen aktive Verein Quartier könnte Auftritte von Schwankhallen-Produktionen vermitteln. Inszenierungen wären dann nicht nur drei- bis fünfmal, sondern weit häufiger zu sehen. Auch das ist noch nicht selbstverständlich.

Mit der Schwankhalle, sagt Carsten Werner vom Jungen Theater, setzt das Kulturressort großes Vertrauen in die KünstlerInnen. Auf die ursprünglich geplante Ausschreibung einer Geschäftsführerstelle für das Kunstzentrum wird nun verzichtet. Die Beteiligten wollen die Aufgaben Verwaltung und Veranstaltungsmanagement untereinander aufteilen. Allein für die Technik wird voraussichtlich ein fester Job geschaffen. Künstlerischen Rat hat sich der künftige Schwankhallen-Verein schon eingeholt, das Kaufmännische soll die Controlling-Gesellschaft kmb besorgen.

Bei den neuen NutzerInnen ist seit dieser Woche alles in Butter. Offen ist aber noch immer, wohin das im Gebäude untergebrachte Stadtteilarchiv des Fuhrparkvereins umzieht. Hohlfeld verhandelt mit dem Sozialressort über den Standort – und über die Finanzierung. Sie will außerdem die Städtische Galerie in den Verein integrieren, wenn klar ist, in welcher Form sie weiter besteht.

Ob die BewohnerInnen des direkt benachbarten Altenheims sich mit dem Kunstzentrum anfreunden werden, kann noch niemand voraussagen. Immerhin wird auch für sie die marode Fassade der Schwankhalle saniert. Hohlfeld: „Der Zutand jetzt erinnert sie an den Krieg.“ ck