„Da sind wir im Teufelskreis“

Der Allgäuer Braunviehzüchter Andreas Blank über Milchaustauscher als BSE-Vermittler und Kinder, die Kälbern Schweine- oder Geflügelfutter verabreichen

taz: Herr Blank, dass bayerische Bauern serienweise verbotenes Tiermehl verfüttern, kann doch kaum angenommen werden. Was also ist der Grund dafür, dass jetzt in mehreren „ganz normalen“ Ställen BSE-Verdacht aufgetreten ist?

Andreas Blank: Es ist so, dass sich das fünf Jahre alte Tier im Kälberalter infiziert hat, und da kommt in erster Linie der Milchaustauscher in Frage. Was viele für ein technisches Gerät halten, ist nichts anderes als ein Ersatzfutter. Das heißt, in den allermeisten Betrieben bekommen Kälber statt der Muttermilch dieses billigere Ersatzfutter. Wichtig ist zum Verständnis meiner Bedenken die Zusammensetzung dieser Milchaustauscher. Dem Milchersatzpulver werden so genannte Extraktionsfette beigemengt und diese wiederum werden bei der Tiermehlherstellung oder Knochenmehlproduktion abgeschöpft.

taz: Diese Erkenntnis haben Sie aber doch kaum für sich behalten. In der Öffentlichkeit wurde darüber bislang ja kaum diskutiert.

Na ja, das mit der Öffentlichkeit mag vielleicht stimmen. Aber immerhin sind meine Anregungen in dieser Sache, die ich Herrn Dr. Wiemer, dem BSE-Experten im Bundeslandwirtschaftsministerium, mitgeteilt habe, ja doch sehr kurzfristig in das Tiermehlverfütterungsverbot aufgenommen worden. Der Bauernverband hat sich zunächst noch dagegen gewehrt, und Bundeslandwirtschaftsminister Funke war schon drauf und dran, eine Ausnahmeverordnung zu erlassen. Dann freilich blieb er Gott sei Dank doch beim Verbot.

Dann wird ja alles gut, oder?

Wir sind endlich auf dem richtigen Weg, aber Sie müssen bedenken, dass diese Maßnahmen erst zeitverzögert greifen und wir die nächsten fünf, sechs Jahre immer wieder mit Tieren rechnen müssen, die sich auf diesem Wege über die Milchaustauscher infiziert haben können.

Sie haben einmal gesagt, es gäbe auch noch weitere Problemfelder, die kaum beleuchtet würden. Was meinen Sie damit konkret?

Als weitere Infektionsquelle neben dem mit Tiermehl verunreinigtem Milchviehfutter kommt auch Schweine- oder Geflügelfutter in Frage. So komisch das vielleicht klingen mag: Nicht selten füttern spielende Kinder auf den Bauernhöfen den Kälbern Schweine- oder Geflügelfutter, und schon haben wir diesen Teufelskreis wieder eröffnet.INTERVIEW: KLAUS WITTMANN