Erneuter Störfall in Temelin

Nach dem Ausfall einer Pumpe ist der Probebetrieb zum vierten Mal eingestellt. Demonstrationen an Grenzübergängen. Trittin zweifelt an Sicherheit des Reaktors

PRAG/WIEN/BERLIN ap/dpa/afp ■ Das umstrittene tschechische Atomkraftwerk Temelin ist am Samstag nach einer Panne erneut abgeschaltet worden. Wegen des Versagens einer Wasserpumpe im Kühlsystem war das Kontrollsystem aktiviert und die Kernspaltung automatisch gestoppt worden. Obwohl das Problem als geringfügig betrachtet werde, sei eine Kommission zur Untersuchung der Ursache eingesetzt worden, sagte ein Sprecher der Behörde für Nuklearsicherheit. Nur wenige Stunden vor dem Zwischenfall hatte das Kraftwerk die Erlaubnis erhalten, seine Leistung von 12 auf 30 Prozent hochzufahren.

Es war die vierte Panne seit Inbetriebnahme der Anlage vor neun Wochen. Am bayrischen Grenzübergang Philippsreut und am oberösterreichischen Grenzposten Wullowitz forderten 500 Atomkraftgegner die sofortige Schließung der Anlage, die 50 Kilometer von der Grenze nach Österreich entfernt liegt.

Österreich und Tschechien hatten sich am Mittwoch darauf geeinigt, das Atomkraftwerk unter Aufsicht der Europäischen Union auf sein Gefahrenpotenzial überprüfen zu lassen. Temelin, das seit dem 11. Oktober im Probebetrieb ist, soll demnach nur dann ans Netz gehen, wenn die Umwelt- und Sicherheitsüberprüfung positiv ausfällt. Der Sicherheitscheck soll spätestens im Juni 2001 abgeschlossen sein. Doch Umweltschützer kritisieren, dass das Abkommen keinen Stopp des Reaktors vorsieht.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sieht nach dem Störfall die Bedenken der Bundesregierung gegenüber Temelin bestätigt. Der bisherige Betrieb nähre immer mehr Zweifel am Sicherheitsstandard, sagte Trittin. Als Projekt von vorgestern trage die Anlage nicht zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung in Tschechien bei. „Es wäre zweifellos besser, wenn dieser Pannenreaktor niemals ans Netz ginge.“