„Wir gegen die Rechtschreibreform“
: Deutsche Sprachwelt

■ Unterschriftenliste des Volksbegehrens offenbar nach Österreich verkauft

Mancher, der vor einem Jahr für das Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform unterschrieb, wird sich in diesen Tagen über seine Post gewundet haben: Frei Haus, wenn auch mit Spenden-Bitte, kam da die „Deutsche Sprachpost“ aus Österreich. Der deutsch-österreichische „Verein für Sprachpflege“ aus Lang-Enzersdorf gibt das Blatt heraus.

Warum erst nach einem Jahr? „Ich habe die Adressen erst jetzt bekommen“, sagt Stefan Micko, der geistige Kopf des Vereins für Sprachpflege. „Einige tausend“ immerhin in Bremen. Und um sein Blatt unter die Leute zu bringen, sammelte er akribisch Adressen.

Was ist die „Deutsche Sprachpost“? Die rechtsradikale Zeitung „Junge Freiheit“ lobt die Initiative unter der Überschrift „Gepflegt statt kultiviert“, und die Web-Seite „www.deutsche-sprachwelt.de“ verweist an prominenter Stelle auf dieses Lob der „Jungen Freiheit“. Überhaupt kann man die ganze „Junge Welt“ auf der Sprachwelt-website studieren. Micko vermittelt auch gern Kontakte zu anderen Bürgerinitiativen: „Ich bin der Schwager von Walter Soyka“, erklärte er. Soyka zählt zu den rechten Anti-AWK-Kreisen.

Wie kommt ein schwer volkstümelnd und am rechten Rande schrammender Verlag an die Adressen aus dem bremischen Volksbegehren? Petra Ahrens, die Organisatorin des Volksbegehrens, war gestern für eine Antwort auf diese Frage nicht zu erreichen. Micko verbittet sich diese Frage: „Fragen Sie mich das bitte nicht“, erklärte er gegenüber der taz. Nur soviel: Mit Ahrens habe er sich völlig zerstritten. Sauer ist er, weil er doch viel für deren Erfolg getan habe. Ihre organisatorische Unfähigkeit macht er für das Scheitern der Bremer Kampagne gegen die Rechtschreibreform verantwortlich. Was er getan hat? „Ich habe sie bezahlt“, sagt Micko. Petra Ahrens habe damals nur einen Zwei-Tage-Job gehabt. „Aber schreiben Sie das bitte nicht.“

Irgendwann hat Stefan Micko dann offenbar, obwohl er doch zerstritten ist mit Petra Ahrens, die Namen und Adressen der Unterzeichner des Bremer Volksbegehrens erhalten. K.W.