Dokumentarfilmer in der Suppenküche

Heute Abend läuft im Fernsehen der Film „Suppe“ von Knut Beulich, der die zunehmende Armut in Berlin zeigt

Die metallenen Töpfe sind fassgroß und gefüllt so schwer, dass sie nur zu zweit zu tragen sind. Sie fassen Essen für eine große Familie. Das müssen sie auch. 300 bis 400 Menschen kommen täglich für einen Teller Suppe. Den gibt es hier umsonst. In der Wollankstrasse 19 in Pankow.

Vier Wochen lang hat der Filmemacher Knut Beulich die Suppenküche des Franziskanerordens durch die Kamera beobachtet. Entstanden ist ein Film, der nicht dokumentiert, sondern die Gäste selbst ihre Geschichte erzählen lässt. Die Gäste, das sind die Gestrauchelten der Gesellschaft, die Obdachlosen, allein erziehenden Mütter, SeniorInnen mit Mindestrente. Ohne die Verhältnisse zu romantisieren zeigt „Suppe“ den Alltag der Armut – mitten in Berlin. „Die Suppenküche ist nach der Wende entstanden, als eine Ordensschwester oft auf der Straße angesprochen wurde, wo es denn etwas zu essen gebe“, erzählt Bruder Johannes, der seit drei Jahren in der Wollankstraße mitarbeitet. Rund 10.000 Obdachlose soll es inzwischen in Berlin geben. Die allein erziehende Kathrin aus Magdeburg, ist mit ihrem zweijährigen Sohn knapp am Obdachlosenheim vorbeigeschrammt. Sie kommt fast täglich für einen Teller Suppe zu den Franziskanern.

Meist ist die Stimmung gut unter Gästen und MitarbeiterInnen. Für die, die in der Kleiderausgabe arbeiten, ist es wichtig, „den Leuten, die nix haben, nicht den letzten Rest Menschenwürde zu nehmen“. Zerrissene Kleidung wird nicht angenommen.

Das Menschenbild der Franziskaner sieht es vor, jedeN als Teil einer Familie zu behandeln. Die Töpfe der Gesellschaft sind für viele ihrer Mitglieder leer. Einrichtungen wie die Suppenküche lindern die Not – können sie aber nicht auffangen. Der Film macht sie auf eindrückliche Weise sichtbar. Schade nur, dass viele der Gesichter keinen Namen haben. PETRA MAYER

heute um 22.45 Uhr in B1