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Gemüsegarten Berlin

Häufig verpasst man wundervolle Ausstellungen. Weil man auf Reisen ist, lieber ins Kino geht oder die Öffnungszeiten des Museums nicht kennt. Das ist schade. Eine gute Ausstellung, die man verpasst hat, weil man wahrscheinlich gar nicht wusste, dass es sie gab, war die Ausstellung „Von Rieselfeldern, Stadtgütern und Gemüsebauern“ im Heimatmuseum Hohenschönhausen. Manche Leute sind auch nicht hingegangen, weil der Titel langweilig klang. Oder weil Hohenschönhausen so weit weg ist.

Zum Glück ist das Buch, das später aus der Ausstellung gemacht wurde, auch sehr schön. Es hat die nette Aufschrift „Der Gemüsegarten Berlins“. Und wer es zu Weihnachten verschenken will, muss nicht an die Stadtgrenze fahren um es zu besorgen, weil auch zentral gelegene Bücherdiscounter wie Dussmann es führen. Das Buch ist sehr lehrreich, denn hier wird das System der Rieselfelder im Nordosten von Berlin erklart, mit dem bis in die 60er-Jahre die Entsorgung des Abwassers der Großstadt Berlin geregelt wurde.

Viel besser aber noch sind die vielen Fotos in dem Band. Man sieht charmante Bilder aus den 20er-Jahren von „Schnitterinnen im Kohlrabifeld“ oder „Gemüsebauer Rudolf Schultze mit seinen Söhnen bei der Radieschenernte“. Denn die Rieselfelder dienten nicht nur zur Lösung der Berliner Kanalisationsprobleme, sondern vor allem als Anbauflächen für Gemüse. Städtische Wintertage wirken plötzlich heller, wenn man sich die vielen Bauern und Bäuerinnen anguckt, die gut gelaunt im Petersilienwurzelfeld stehen. Ihre breitkrempigen Strohhüte auf dem Kopf erinnern an den Sommer. Man sollte das Leben hier vielleicht leichter nehmen. In Marzahn wurden früher Möhren angebaut. KIRSTEN KÜPPERS

„Der Gemüsegarten Berlins“. Erarbeitet und zusammengestellt von Ines Meinicke und Hildur-Mathias Bernitz, Natur und Text, Rangsdorf 1996, 29,90 DM