Der Lachmuskelschwund

Comedy als Spaßbremse: ARD-Altblödel Dieter Hallervorden scheitert mit seiner Kabarett-Hybride „Zebralla“, dafür müssen die Privatfernsehstars bald täglich ran. Da hilft nur eins: Der Blick zur BBC

Nein, lustig war’s nicht. Man muss ihn nicht mögen, man kann ihn sogar hassen – einen späten Erfolg hätten wir Dieter Hallervorden aber schon gegönnt. Zumal sich der 65-Jährige im Zuge der PR für seine neue Serie „Zebralla“ als Comedy-Urviech mit kabarettistischer Prägung positioniert hat. Oder sich von der ARD hat positionieren lassen, setzen doch die Öffentlich-Rechtlichen stets auf Klamauk mit Anspruch.

Und deswegen spielt sich Dieter Hallervorden in erster Linie selbst: Mit altlinker Gesinnung macht er als unkonventioneller Greis seinem bourgeoisen Sohn das Leben zur Hölle. Die zwölfteilige Reihe will Hallervorden als „Mischung aus Kabarett und Theater mit mehr Theater“ verstanden wissen. Was sich ein altgedienter Komiker darunter vorstellt, kann jeden Dienstag im Ersten besichtigt werden: „Zebralla“ ist Ohnsorg-Theater mit mehr Sorgen.

Von der „Spaßgesellschaft“ bis zur Wohnungsnot, vom Kurdenproblem bis zu überfüllten Hörsälen werden alle nur denkbaren Missstände „aufs Korn genommen“, wie das die mutmaßliche Zielgruppe wohl ausdrücken würde. Und wo dick Spaß draufsteht, aber keiner drin ist, müssen dann halt dümmliche Zoten und reichlich müde Situationskomik ran.

Traurig, traurig. Während die Öffentlich-Rechtlichen also als Spaßbremse ersten Ranges fungieren und maximal Altstars aufbieten, presst die private Konkurrenz zu Comedy-Zwecken bis zur „Goldenen Zitrone“: Wer als Team funktioniert, bekommt gleich noch eine Separatshow dazu. Und wer dann noch was taugt, muss demnächst vier Mal in der Woche ran.

Wenigstens halbwegs neue Formate sind im deutschen Fernsehen seit „TV total“ nicht gesichtet worden. Bei der BBC wurde dafür sogar ein würdiger Nachfolger für Monty Python’s Flying Circus aus der Traufe gehoben: „Big Train“. Schon der Titel ist reiner Nonsens, keine Eisenbahn in Sicht, dafür aber eine groteske Aneinanderreihung von Sketchen und Witzfilmchen ersten Ranges. Sowie die genialste Idee für ein sich durch alle Folgen ziehendes Verbindungselement: Den World Staring Contest. In jeder Folge wird zwischen den Sketchen zu dieser Weltmeisterschaft im Anstarren geschaltet, bei der sich Schachgroßmeistern nicht unähnliche Gestalten an einem nackten Tisch ins Auge blicken. Wer zuerst zwinkert, hat verloren. Das ganze ist als Schwarzweißbild liebevoll in Bleistift ausgeführt und die meiste Zeit – völlig starr. Nur der Kommentator überschlägt sich vor sportsmännischem Enthusiasmus, und natürlich sitzt ein Experte mit im Off und unterlegt die absurde Szenerie mit noch absurderen Einlassungen.

Das allein ist so großartig, dass man in Deutschland vermutlich eine eigene Show daraus gemacht hätte. „Big Train“ dagegen macht sich rar – ganze sechs Folgen wurden gedreht. Bei mehr hät’s das Niveau verwässert, heißt es. Eben! FRA/STG