Keine Bordelle

Der Vorschlag der Grünen, Truppenbordelle für die KFOR einzurichten, stößt nicht nur bei der CDU auf Ablehnung

BERLIN taz ■ „Absurd“, findet das CDU-Mitglied des Verteidigungsausschusses, Werner Siemann, die Idee, deutsche Soldaten im Ausland mit Truppenbordellen bei Laune zu halten. Den eher unkonventionellen Vorschlag hatte Angelika Beer, verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen unterbreitet. Aus ehrenwertem Grund: Denn ehe die Soldaten im Auslandseinsatz Bordelle besuchen, in denen eventuell auch minderjährige Frauen zur Prostitution gezwungen werden, sollten legale Bordelle eingerichtet werden, in denen die Ausbeutung sich auf ein Minimum reduzieren lässt. Anlass war ein Fernsehbericht, in dem ein deutscher KFOR-Soldat von Besuchen in Bordellen berichtete, in denen Minderjährige zur Prostitution gezwungen wurden.

In die Zeiten des Dreißigjährigen Krieges fühlte sich Werner Siemann zurückversetzt, er hält die staatliche Förderung der Prostitution nach wie vor für falsch. „Das kann die Bundeswehr den Angehörigen in Deutschland gegenüber nicht verantworten.“ Die Bundesrepublik müsse aber auf bilateralem Weg auf die mazedonische Regierung einwirken, um der Zwangsprostitution ein Ende zu bereiten. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Peter Zumkley, hält von dem Vorschlag ebenfalls nichts: „Es ist nicht notwendig, dass Soldaten Bordelle aufsuchen, weder im Ausland noch hier.“ Man solle sich überlegen, wie die Soldaten „anderweitig zu beschäftigen seien“. Im Übrigen sei aber das Thema Sexualität bei Auslandseinsätzen bisher zu wenig bedacht worden. Man müsse deshalb über flexiblere Urlaubsregelungen und kürzere Aufenthaltszeiten bei Auslandseinsätzen nachdenken.

Damit spricht Zumkley dem Bundeswehrverband aus der Seele, der eine Verkürzung der „Stehzeiten“ von sechs auf vier Monate fordert. Doch müsste die Bundeswehr in Zukunft davon Abstand nehmen, die Freizeitgestaltung ihrer Soldaten als reine Privatsache zu betrachten: „Auf die Zusammenhänge ihres Vergnügens mit ausbeuterischen Zwangsverhältnissen müssen die Soldaten hingewiesen werden“, meint Zumkley. Das Problem der Prostitution verweise auf ein grundlegendes Defizit des Soldatentums, erklärte dazu ein Offizier aus der Pressestelle des Bundeswehrverbandes: „In der Bundeswehr fehlt die Zärtlichkeit.“ HEIDE OESTREICH