Rio, die zweite

■ Die Vorschau: „Neues Glas aus alten Scherben“ arrangiert in Fast-Originalbesetzung alte Reiser-Songs neu / Konzert heute

Erst kam Carsten Andörfer mit seiner Band „Flut“ und bescherte den Bremer Fans in zahlreichen Konzerten ein Wiederhören der Songs von Rio Reiser. Jetzt kommen vier Originale ins Moments und erinnern an den 1996 gestorbenen Sänger. Unter dem Namen „Neues Glas aus alten Scherben“ servieren jeweils zwei Musiker der legendären Ton Steine Scherben und der Rio-Reiser-Band zusammen mit dem Sänger Michael Kiessling eine Mischung aus weniger bekannten Songs zwischen den 70ern und 90ern.

„Neues Glas aus alten Scherben“ formierte sich für eine der vielen Gedenkfeiern nach Rio Reisers Tod im August 1996. Aus einem eher spontanen Projekt ist schnell ein Dauerläufer geworden. Der als Interpret von Tom-Waits-Songs bekannte Chansonnier Kiessling, Funky K. Götzner (Schlagzeug) und Dirk Schlömer (Gitarre) von den Scherben sowie Jochen Hansen (Bass) und Mischka (Piano) von der Rio-Reiser-Band gingen vor einem Jahr zum ersten Mal auf Tournee. Bei Konzerten in der Berliner Ufa-Fabrik spielten sie im Januar 2000 auch eine CD ein, die bei Möbius-Rekords erschienen ist.

Der Name „Neues Glas aus alten Scherben“ ist Programm. Bei der aktiven Gedächtnispflege werden die zum großen Teil hymnenhaften Stücke neu befragt und vor allem neu arrangiert. Mit „Mein Name ist Mensch“ und „Alles verändert sich“ kleidet die Band ausgerechnet zwei der ältesten Scherben-Rocksongs in Samba- und Reggae-Rhythmen neu ein. Es geht den fünf Musikern ausdrücklich nicht um ein Recycling der Greatist Hits. Deshalb gilt Kiessling auch nicht als Reiser-Imitator, sondern findet auf der Bühne seine eigene Sicht auf die Texte und ihre Interpretation. ck

Konzert am heutigen Freitag, 22. Dezember, um 20 Uhr im Moments und am Samstag, 23. Dezember, um 21 Uhr im Logo in Hamburg. Am 29. April 2000 ist ein ausführliches Dossier unseres Mitarbeiters Thomas Winkler über den Reiser-Nachlass im taz-mag erschienen – es ist im Archiv unserer Online-Ausgabe www.taz.de nachzulesen.