Des Bäckers Hoffnung ist ein grünes Brot

Aus Furcht vor BSE bietet ein Schöneberger Bäcker Algenbrot an. Mikroalgen haben mehr Eiweiß als Fisch und Fleisch

Dirk Paedelt hat Konsequenzen aus der verbreiteten BSE-Angst gezogen. Der Schöneberger Bäcker, der sich auf „Functional Food“ spezialisiert hat, bietet jetzt als erste Berliner Bäckerei Brot, Brötchen und Muffins an, die Spirulina-Algen enthalten.

Der Vorteil der Mikroalgen: Sie enthalten viele Nährstoffe, die sonst nur in Tieren enthalten sind. „Damit kann man sich völlig fleischlos ernähren“, sagt Paedelt. Dies sei insbesondere für Veganer interessant, die oft unter Mangelerscheinungen litten. Paedelts Motivation, Alternativen zu tierischen Fetten und Eiweißen zu entwickeln: „Keiner kann mir garantieren, dass das verseuchte Tiermehl nicht auch an Schweine, Geflügel und Fische verfüttert wird.“

Die Spirulina-Alge besteht zu 65 Prozent aus hochwertigem pflanzlichem Eiweiß mit allen essenziellen und neun weiteren Aminosäuren – ein höherer Proteingehalt als bei Fleisch, Fisch, Eiern oder Sojabohnen. Spirulina, eine von etwa 30.000 einzelligen Algenarten, belastet den Körper allerdings nicht mit Cholesterin. Darüber hinaus liefert Spirulina die komplette Reihe der B-Vitamine und verfügt über einen hohen Anteil des Antioxydans Beta-Karotin. Die Alge enthält weiterhin lebenswichtige Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium und Kalzium.

Drei Gramm Spirulina decken bereits den normalen Tagesbedarf eines Menschen an Eiweiß. Entsprechend sind die Rationen, die Bäcker Paedelt seinen Produkten beimischt: ein Gramm pro Brötchen, das 95 Pfennig kostet; sechs Gramm für ein Kilo Brot, das 7,80 Mark kostet. Die geringen Mengen reichen allerdings aus, um die Backwaren grün zu verfärben. Paedelt: „Für viele ist sehr gewöhnungsbedürftig.“ Dennoch seien die Algenbrote gut angenommen worden. „Man schmeckt die Alge überhaupt nicht.“ Auch Karstadt testet mittlerweile die Kundenresonanz auf Algenbrot; hier hat das grüne Brot jedoch eine klassische braune Kruste.

Paedelt bezieht das Algenpulver von einer Biotech-Firma aus Ludwigshafen, das Kilo kostet derzeit noch 110 Mark. Die Algen sind trotz des noch hohen Preises auf dem Vormarsch: Im Frühjahr wurde im sachsen-anhaltininschen Klötze die modernste Mikroalgenfabrik der Welt errichtet. Eine Rund-um-Beleuchtung sorgt dafür, dass immerhin ein halbe Tonne Grünalgen täglich produziert wird. Die Algen finden Verwendung in Nahrungsmitteln, Kosmetika und – in Tierfutter.

RICHARD ROTHER

Bäckerei Paedelt, Motzstr. 18, Schöneberg; www.paedelt.de