Rückspiegel

Das Jahr 2000 war für die bildende Kunst in Hamburg kein schlechtes, aber doch eher eins des Übergangs. Die ehemals staatlichen Museen fanden Gefallen am neuen Status als selbstständige Stiftungen. Und doch lauert für den Kunstverbraucher dort die Gefahr, immer stärker auf Werbeevents zugeschnittene Veranstaltungen ertragen zu müssen. Denn der Pfad zwischen Kunstförderung und Spektakeldesign ist schmal. Einerseits schenken Privatiers ganze Museumserweiterungen, wie beim Museum für Kunst und Gewerbe. Andererseits ursupieren Autofirmen den Kunstbetrieb und langweilen mit einer Ausstellung wie Autowerke, die viel leichter zu ertragen wäre, wenn nicht ständig behauptet würde, sie sei keine Werbung.

Fotografen ist ja der Hang zur Auftragsarbeit nicht gerade vorzuwerfen. Doch seit auch freie Künstler weniger ihre eigenen Projekte verfolgen, sondern stets raumbezogen arbeiten wollen, passen auch sie sich den Auftraggebern an. Das kann zu netten Ergebnissen führen wie dem Projekt Perfect World von Jason Rhoades in der Deichtorhalle oder bei der ersten Phase des Kulturbehörden-Großprojekts Außendienst im öffentlichen Raum, muss aber nicht, wie es bei der unpräzise durchdachten zweiten Phase herauskam. Und die Kunsthalle schaffte es mit ein/räumen gar, sich kritische Interventionen zu bestellen und sie zu musealisieren. Kritik auf Bestellung macht den Künstler zum Hofnarren. Aber auch dabei gibt es gute und schlechte Witze: Carsten Höllers Karussell in der Rotunde der Kunsthalle zählt zu den Kalauern. josch