An den Geldbeutel

■ Vermurkste Kita-Card-Reform wurde aufgeschoben, aber nicht aufgehoben

Aufgeschoben aber nicht aufgehoben wurden in diesem Jahr die Pläne für die Kita-Card. Das rot-grüne Reformprojekt, das eigentlich in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden sollte, versetzte Eltern, ErzieherInnen und Träger seit Frühjahr in Aufregung und wurde Mitte November mit Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen gekippt. Zeitgleich wurde eine lange unter Verschluss gehaltene Machbarkeits-Studie (Iska) veröffentlicht, die deutlich machte, dass die Reform erheblich mehr Geld kosten würde, weil über 16.000 Kita-Plätze fehlen.

Die Politik aber hatte den berufstätigen Eltern dieser Stadt mit Einführung der Card einen Rechtsanspruch auf ausreichende Betreuung versprochen. Daraus wird nun nichts. Die Spitze der Jugendbehörde, das wurde kürzlich in einem taz-Interview mit Senatorin Ute Pape deutlich, hält trotzdem am Card-Modell fest. Wenn die Jugendämter bestimmen, wie viele Kita-Stunden abhängig von der elterlichen Arbeitszeit ein Kind bekommt, können Eltern gezwungen werden, kleinere 5- und 6-Stunden-Plätze zu nehmen.

Das gesamte Konstrukt ist pädagogisch arg umstritten, da es die Bedürfnisse der Kinder außer Acht lässt. Auch droht bei Verkleinerung von Plätzen eine Zwangsteilzeit für ErzieherInnen, die ohnehin schlecht verdienen. Befürchtungen von Eltern, die Kita-Card würde ihre Position schwächen, bestätigte Jugendsenatorin Pape notgedrungen: Eltern, die mehr Betreuungsstunden als amtlich bewilligt wollten, müssten den „nichtsubventionierten Preis“ (das wären im Schnitt 200 Mark pro Stunde im Monat) dafür zahlen. Aus der elternfreundlichen Nachfrageorientierung wird somit eine Nachfrage ans elterliche Portemonaie. kaj