55 Jahre danach

■ Langes Feilschen um Entschädigung für NS-ZwangsarbeiterInnen auch in Hamburg

Die finanzielle Entschädigung von NS-ZwangsarbeiterInnen hätte dieses Jahr eigentlich kein Thema mehr sein dürfen. Doch selbst 2001 wird es noch traurige Aktualität behalten. Denn nach zähem Ringen und Gefeilsche wurde in diesem Sommer zwar immerhin die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gegründet. Das Geld, das diese an damalige ZwangsarbeiterInnen verteilen soll, ist aber bei weitem noch nicht eingesammelt.

Auch Hamburg ist nicht eben im Bemühen vorgeprescht, mehr als ein halbes Jahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkrieges den damals Ausgebeuteten eine symbolische Anerkennung zukommen zu lassen. Im Gegenteil: Im Herbst 1999 hatte der Senat sogar einen Vorschlag des Arbeitsgerichtes zur Entschädigung der polnischen Zwangsarbeiterin Stanislawa R. abgelehnt.

Dieses Jahr zierten sich zahlreiche hiesige Unternehmen nach Gründung der Bundesstiftung, ihren Beitrag zu leisten. Ende August veröffentlichte die Regenbogen-Gruppe deshalb die Namen einzelner Hamburger Betriebe, die nachweislich im Nationalsozialismus von ZwangsarbeiterInnen profitierten und sich trotzdem bisher weigerten, in den Entschädigungsfonds einzuzahlen. Auch die Handelskammer forderte zusammen mit Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt in einem Rundschreiben rund 6000 Firmen auf, die Stiftung zu unterstützen – um das Ansehen der Wirtschaft im Ausland zu retten.

Als sich bundesweit die Kritik an den zahlungsunwilligen Unternehmen verstärkte, traf der Hamburger Senat eine Entscheidung, die ihm den Vorwurf des Regenbogens einhandelte, Firmen für deren Verantwortungslosigkeit auch noch zu belohnen: Die Zahlungen der städtischen Unternehmen, so der Senat, sollen auf die fünf Milliarden Mark angerechnet werden, die die freie Wirtschaft in die Stiftung einzahlen muss. ee