Stolz, grins, freu!

■ Ab Sommer findet Integration in Lesum auch zu Wasser statt

Hinter der Internetadresse www.lesum.de/vereine/Miteinander/icafe verbirgt sich die Homepage eines einzigartigen Projektes in Bremen: das Integrative Jugendcafe in Burgdamm. Die Kids, die hier chatten, kommen zum Teil sogar aus Blumenthal und Findorff hierher, um ihre Freunde in der Realität zu treffen.

Obwohl sich die Seite noch im Aufbau befindet, erfährt der interessierte Surfer über bunte Fotos von gefeierten Festen, im Gästebuch verkündet ein Eintrag von Steffi am 22. November: WIR HABEN DEN 3. PLATZ GEMACHT!!!! Stolz, grins, freu.

Den dritten Platz haben die vier BetreuerInnen des Cafés, die SchülerInnen Jan, Claas, Katja und Irina mit „ihren“ behinderten Schützlingen gewonnen. Sie stellten eine Fotomappe über die Entstehung des Cafés zusammen, die die Renovierung des Raumes in Eigenarbeit vor drei Jahren dokumentiert. Die vier sind inzwischen 17 und 18 Jahre alt und jobben abwechselnd im Café.

Das „Juca“ liegt mitten in der Bremerhavener Strasse, der Einkaufsstraße in Burgdamm. Zwischen Bäcker und Schlecker prangt die blau-rot-gelbe Leuchtanzeige: ic§fe. Schon vor der offiziellen Öffnungszeit wartet ein kleines Grüppchen, teils in Rollstühlen, teils auf frierenden Füßen vor der verschlossenen Tür, um dann nach Öffnung der Pforten einen der heiß begehrten Plätze an einem der vier Computer zu ergattern.

Vanessa ist als erste reingerollt und loggt sich gleich nach dem Hochfahren der Computer in einen Chatraum ein. Auf einer Teilnehmerliste sucht sie nach alten Bekannten, an die sie sich mit ihren sorgfältig buchstabierten Nachrichten wendet. Die 16-Jährige benutzt dabei die Standard-Tastatur, während Sebastian eine spezielle Großfeldtastatur benötigt. Auf der hat er den Text seiner eigenen Homepage entworfen, die er stolz zeigt.

Gegründet wurde das Cafe von dem Verein „Miteinander unter einem Dach e.V.“, dessen Mitglieder das gemeinsame Interesse an der Integration von Behinderten in die Gesellschaft verbindet. „Das Cafe soll die Begegnung von behinderten und nichtbehinderten Jugendlichen fördern, Berührungsängste abbauen und so den Behinderten ermöglichen, am „normalen“ Leben teilzunehmen“, so Vorstandsmitglied Hannah Schaar. Dies auch besonders, nachdem die schulische Integration vor etwa zwei Jahren abgeschafft worden ist. Der Verein bietet außerdem Kurse an: Von Tanzen über Theater und Fußball bis zum Projekt „Wir drehen einen Videofilm“.

Die Freude über den Preis, das Segelboot, ist groß. Leider befindet sich der dazugehörige Liegeplatz in der Innenstadt. „Wir hoffen, bis zum Frühjahr einen Liegeplatz hier in der Nähe an der Lesum zu finden“, sagt Irina. Wer von den Betreuern den Segelkurs machen wird, haben sie noch nicht entschieden. Die Cafénutzer jedenfalls freuen sich jetzt schon auf spritzige Segeltörns im Sommer.

Der Verein benötigt für das Café öffentliche Zuschüsse. Die Miete trägt das Amt für soziale Dienste. Die Betriebskosten werden aus dem Programm „Wohnen in Nachbarschaften (WIN)“ finanziert. Von den Sparmaßnahmen im Jugendbereich wäre das Café nicht betroffen. Dennoch wurde den Betreibern schon nahegelegt, in ein öffentliches Gebäude umzusiedeln. Das kommt für sie aber nicht in Frage: Die Kinder sind stolz auf ihren selbstgestalteten Raum und der enge Kontakt zu den Geschäftsleuten in der Nachbarschaft ist Teil der gelebten Integration.