Und noch ein Medienzentrum

Hannover will auch Produktions- und Multimedia-Standort werden. Weil das nicht allein geht, machen Niedersachsen und Bremen jetzt gemeinsame Sache. Ein Gewinner steht schon fest: Alle Firmen sollen auf das ehemalige Expo-Gelände

aus Hannover REZA SALIMI-ASL

„Wünsch dir was“ heißt der neue Film, den Franziska Stünkel zur Eröffnung der Medienakademie Hannover dem Publikum vorstellt. Von dieser neuen Einrichtung wünscht sich die Nachwuchsregisseurin brav, dass sie endlich die Infrastruktur für Filmemacher in der Ex-Expo-Stadt, die nicht gerade zu den TV-Metropolen von Rang gehört, verbessert. Weil das so ist, produziert die 27-Jährige, die mit dem niedersächsischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, einen Großteil ihrer Projekte auf dem Bavaria-Gelände in München. „Die Nähe zu den Produzenten, Schauspielern und Technikern ist dort einfach besser.“

Beziehungsweise: überhaupt vorhanden. Der Flächenstaat Niedersachsen tut sich schwer im Wettbewerb der Medienstandorte. Die einzigen TV-Anstalten sitzen in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen, für die Landeshauptstadt bleiben gerade mal ein respektables NDR-Landesfunkhaus, Radio und zwei Regionalzeitungen. Doch auch Hannover hat dazugelernt. Statt gegen Hamburg, Berlin oder Köln in der ersten Liga zu spielen, möchte Niedersachsen im Verbund mit Bremen jetzt eigene Geschäftsfelder besetzen.

Zwar beschränkt sich diese Vision derzeit noch auf reichlich unkonkrete und nicht gerade frische Worthülsen – „Entwicklungschancen für den Standort“, sagt Niedersachsens Regierungschef Sigmar Gabriel (SPD), „müssen durch Konvergenz der Medien genutzt werden.“ Immerhin: die Firma und das Geld sind schon da. Um künftig gemeinsame Wege zu gehen, haben die beiden Länder die Firma Nordmedia gegründet, seit gestern wird offiziell gearbeitet. Niedersachsen, sagt Landeschef Gabriel, habe nur dann eine Chance im Wettbewerb mit anderen Medienstandorten, wenn Branchen-Nischen genutzt würden. Unternehmenskommunikation, digital animierte Spielfilme und Multimedia-Anwendungen, so die Planung, sollen Hannover medial nach vorn bringen. Dafür stehen rund 20 Millionen Mark Fördergelder jährlich bereit. 6,5 Millionen Mark davon bringen die Gesellschafter und Partner der Nordmedia auf. Dazu gehören neben dem NDR und Radio Bremen auch das ZDF und Sat.1.

Zumindest die Standortwahl für das künftige Medienzentrum schafft Erleichterung bei einem anderen Problemkind: Nordmedia will Unternehmer auf das brachliegende Expo-Gelände locken und so wenigstens für einen kleinen Teil der Pavillons Nachmieter finden.

Mit im Nordmedia-Boot sitzen neben den Sendern auch die beiden für den privaten Rundfunk zuständigen Aufsichtsbehörden (NLM und Bremische Landesmedienanstalt) sowie das Film- und Medienbüro Hannover und das Kinobüro Niedersachsen. Letztere sollen dabei in erster Linie das weiter betreiben, was sie ohnehin schon machen: klassische öffentliche Filmförderung. Als Ansprechpartner für Start-up-Firmen im Multimediabereich fungiert dagegen – die Deutsche Messe AG.

Auf gute Zusammenarbeit setzt auch Bremens Bürgermeister Henning Scherf. „Gemeinsam und nicht gegeneinander“ wollen die beiden Nordländer in der „Zukunftsbranche Medien“ agieren. Kleiner Schönheitsfehler: Hamburg, der einzige „echte“ Medienstandort für den ganzen Norden, hält sich nicht nur aus den gesamtnorddeutschen Plänen heraus, sondern setzt offenbar weiterhin eher auf einen Verbund mit Berlin.

Dennoch rechnet die Niedersächsische Staatskanzlei damit, dass sich der neue Medienstandort an der Expo-Plaza innerhalb von zwei Jahren durchsetzen wird.

Für Franziska Stünkel zunächst kein Grund, ihre Zelte in München abzubrechen. Sie will erst mal abwarten, wie sich Nordmedia entwickelt. Und für alle Fälle hat ihre Firma Cita Film auch heute schon ein Büro in Hannover.