Machtkampf beim Kartenverkauf

■ Hinter den Kulissen findet seit Wochen ein Machtkampf in Bremen statt: Bekommt der CDU-nahe Unternehmer Schulenberg die Verfügung über das gesamte Karten-Vorverkaufs-Geschäft?

„Das ist richtige Arbeit“, sagt Michael Göbel, Geschäftsführer der Hanseatischen Veranstaltungs-Gesellschaft (HVG). Bis Mitte Januar sollen alle Unterlagen für den Verkauf der Mehrheitsanteile am Bremer Ticket Service-Center (TSC) vorliegen, am 23. Januar soll der Senat entscheiden.

Das TSC vermarktet in seinen 42 Vorverkaufsstellen ca. 1,2 Millionen Bremer Veranstaltungs-Karten im Jahr. Für 2,65 Millionen Mark will die direkte Konkurrenz-Firma von TSC, die CTS Eventim der Schulenberg-Gruppe (KPS, Weser Report) die Mehrheit beim Bremer TSC schlucken. Dagegen regt sich Widerstand, der im Dezember eine Entscheidung verhindert hat.

Nicht nur, dass der langjährige TSC-Geschäftsführer Peter Brand öffentlich erklärt hat, er werde unter Leitung von Klaus-Peter Schulenberg keinen Tag lang arbeiten. Auch die Sparkasse will ihre TSC-Anteile nicht an KPS verkaufen. Der größte örtliche Konzertveranstalter, Lothar Behnke, sieht große Probleme, wenn KPS als sein Konkurrent im Konzert- Geschäft über das Ticket-System intimen Einblick nehmen kann, wo Behnke wann wie viele seiner Karten verkauft. Solche Geschäftsgeheimnisse vertraut man gewöhnlich einem Konkurrenten nicht freiwillig an.

Die Mitgliederversammlung des Verkehrsvereins hat nun einstimmig beschlossen, dass sie keinem Verkauf an KPS zustimmen wird. Juristen sollen nun prüfen, sagt Göbel, ob dieses Votum schon ein Veto gegen KPS ist, denn der Verkehrsverein hält 49 Prozent an der TSC-Mutter Bremer Touristik-Zentrale (BTZ).

Obwohl aus fachlicher Sicht vieles für die Alternative, den Verkauf an die Live-1-AG spricht, hinter der die Berliner Gruppe Deag/Stella/Schwenkow/Start-Lufthansa/Springer-Verlag steht, war im Dezember die Vorentscheidung für Schulenbergs CTS Eventim beinahe schon gefallen. Denn in der CDU gibt es große Neigungen für de- Weser-Report-Verleger. CDU-Landesvorsitzender Bernd Neumann, der früher einmal Gesellschafter bei dem Anzeigenblatt Weser Report war, interveniert regelmäßig, wenn es um die Interessen von seinem „KPS“ geht.

Bei Wirtschaftssenator Josef Hattig war das diesmal gar nicht erforderlich. Denn das größere Problem beim Verkauf der TSC-Anteile ist eine Nebenabrede, die der Geschäftsführer von Hattigs „BIG“-Chef, Ulrich Keller, beim Verkauf des Contrescarpe-Grundstückes an die KPS-Gruppe getroffen hat. Bisher war man davon ausgegangen, dass Schulenberg das begehrte Grundstück bekommen hat, weil er die Verlegung des Firmensitzes seiner CTS aus München nach Bremen versprach. Nun aber stellt sich heraus, dass die für den Wirtschaftssenator handelnde BIG weitergehende Zusagen gemacht hat. Wenn Bremen „sein“ Ticket-Sys-tem an den Konkurrenten der CTS verkaufen würde, dann wäre nach dem Vertrag Schulenberg nicht mehr an seine CTS-Verpflichtung gebunden.

Nun sollen die sachlichen Entscheidungsgrundlagen für den 23.1. nachgearbeitet werden. Dabei geht es um die Bewertung von Arbeitsplatz-Zusagen. Ganz nebenbei geht es auch um den Preis. Die Berliner Deag bietet mindestens das Dreifache. Sie würde auch – so sagen ihre Befürworter – bei der touristischen Vermarktung ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Immerhin ist aus diesem Grund die überregionale Vermarktung von Jekyll&Hyde an die Berliner Gruppe gegeben worden, an deren System Start 6.000 Reisebüros angeschlossen sind.

Da sich die Kontrahenten in der eingesetzten Arbeitsgruppe gegen-über sitzen – auf der einen Seite der BIG-Chef Keller, auf der anderen Seite BTZ-Geschäftsführer Siemerung – wurden nun die Wirtschaftsprüfer der Fides um versachlichende Hilfe gebeten. K.W.