Bush und die Buschmänner

Der neue US-Präsident hat die ideale Ministerriege gefunden, vor der er glänzen kann: Vielfalt in den Hautfarben, Einfalt in der Politik. Seine politischen Gegner sind nicht übermäßig begeistert

von BERND PICKERT

Das Kabinett des designierten US-Präsidenten George W. Bush ist komplett. Am Dienstag gab Bush die letzten drei Nominierungen für die Ministerliste bekannt: Energieminister soll demnach der Noch-Senator Spencer Abraham aus Michigan werden. Der 48-jährige Abraham, ein Sohn libanesischer Einwanderer, verlor im November seinen Senatorensitz und soll nun ins Kabinett einziehen – auf einen Posten, der ganz offensichlich nicht seine Sache ist. Während seiner kurzen Zeit im Senat hatte er sich noch vor Jahresfrist vehement für eine Gesetzesinitiative zur Abschaffung just jenes Energieministeriums stark gemacht, dem er jetzt vorstehen soll, und noch vor wenigen Wochen ließ er in erstaunlicher Offenheit erkennen, er interessiere sich für den Posten des Transportministers.

Den aber brauchte Bush für seinen großen Coup: die Überparteilichkeit. Denn neuer Minister für Transport und Verkehr soll der jetzige Handelsminister Norman Y. Mineta werden, ein Demokrat aus Kalifornien, der 21 Jahre lang Kongressabgeordneter war. Der japanischstämmige Mann steht nun für die Umsetzung von Bushs Versprechen, angesichts des knappen Wahlausganges auch Demokraten in sein Kabinett zu berufen. (Siehe Portrait Seite 12.)

Während Minetas Nominierung als Transportminister genauso wenig Kontroversen auslösen dürfte wie seine Ernennung zum Handelsminister unter Clinton vor einem halben Jahr, ist Bushs Wahl der Kandidatin für das Arbeitsministerium geeignet, Ärger zu provozieren. Linda Chavez, Tochter eines Spaniers und einer irischen Einwanderin, schreibt Kolumnen für verschiedene konservative Publikationen und trat unter Präsident Ronald Reagan in die Regierung ein, als Vorsitzende des Bürgerrechtskomitees. Sie gilt als leidenschaftliche Gegnerin der zweisprachigen Erziehung etwa in Kalifornien und von „affirmative action“, jenen seit vielen Jahren praktizierten Förderungs- und Quotierungsprogrammen für ethnische Minderheiten. Als Arbeitsministerin wird sie aber mit deren Umsetzung zu tun haben.

„Das neue Kabinett hat zwar seine Kontroversen, doch es ist repräsentativer für das Land als irgendein früheres republikanisches Kabinett“, lobte der demokratische Senator Robert G. Torricelli. Tatsächlich hat Bush mit dem ersten schwarzen Außenminister Colin Powell, dem japanischstämmigen Transportminister Mineta, der schwarzen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, dem arabischstämmigen Energieminister und der sich als Hispanic ausgebenden Arbeitsministerin Linda Chavez mehr ethnische Vielfalt in sein Kabinett geholt als je zuvor ein Präsident. Dass er trotzdem mit Opposition der Interessensvertreter ethnischer Minderheiten rechnen muss, liegt an den Inhalten. So hat etwa Schwarzenführer Jesse Jackson schon vor Tagen angekündigt, die demokratischen Senatoren unter Druck zu setzen, damit sie die Nominierung des christlich-konservativen John Ashcroft als Justizminister nicht bestätigen. Darauf angesprochen, sagte George W. Bush in gewohnt eloquenter Art am Dienstag vor der Presse: „Ich finde, ich denke, Jesse Jackson ist – wissen Sie, in diesem großen Amerika kann er machen, was er will.“

Tatsächlich erwarten zwar auch die meisten demokratischen Senatoren, dass insbesondere Ashcroft eine scharf geführte Anhörung bevorsteht. Dass der Senat ihn aber aufgrund seiner politischen Ansichten ablehnt, erwartet eigentlich niemand.

kommentar SEITE 11, portrait SEITE 12