Castor zerstört Urlaubspläne

Der Termin für den nächsten Castor-Transport nach Ahaus scheint endgültig festzustehen: Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat vom 28. Februar bis 12. März Urlaubsperre. Innenminister Behrens ordnete allgemeine Dienstbereitschaft am 1. März an

von NICK REIMER

Am Mittag haben die Beamten nicht einmal Helme auf dem Kopf. Demonstranten, die sich auf die Schienen setzen, werden einfach weggetragen. Mit dem Abend aber kommen Knüppel und Helme. Je näher sich der Castor dem Zwischenlager in Ahaus nähert, um so entschlossener suchen sich die Castor-Gegner zu wehren. Jetzt geht die Polizei mit Mitteln vor, die später von den Demonstranten als „brutal“ gegeißelt werden: Schlagstöcke, Hunde, Wasserwerfer, Tränengas. Es gibt Dutzende Verletzte. Etwa 600 Atomkraftgegner werden festgesetzt, über 160 Ermittlungsverfahren eingeleitet .

Das war im März 1998. Jetzt ist gewiss: Exakt drei Jahre später wird sich die Szenerie wiederholen. „Es gibt vom Innenminister die Weisung, am 1. März einsatzbereit zu sein“, erklärte gestern der Münsteraner Polizeisprecher Alfons Probst. Auch die über Nordrhein-Westfalens Polizei verhängte Urlaubssperre vom 28. Februar bis 12. März bestätigte Probst. Wann und woher der Castor-Transport nach Ahaus rollt, wusste der Sprecher indes nicht. Innenminister Fritz Behrens (SPD) hatte bei seinem Besuch in Ahaus die Bitte der Anwohner, den Termin doch zu nennen, mit der Begründung abgelehnt, dass „Gewalttäter dann ihre Aktionen besser planen können“.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hatte bereits im vergangenen Herbst fünf neue Transporte von abgebrannten Brennelementen aus den Atomkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg nach Ahaus genehmigt. Die AKW-Betreiber hatten wegen angeblich zu knapper Lagerkapazitäten davor gewarnt, ihre Meiler abschalten zu müssen, falls es nicht bald zum Abtransport der abgebrannten Brennstäbe kommt. Besonders betroffen ist das Atomkraftwerk im hessischen Biblis. Was in den Augen der AKW-Gegnern die wünschenswerteste Lösung wäre, möchte Kanzler Schröder gern verhindern. Ein derartiger Ausstieg ist so gar nicht im Sinne des Schröder’schen Atomkompromisses.

Atomkraftgegner, darunter die regionale Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“, erklärten sich gestern für den Widerstand gewappnet. Etwa 20.000 Polizisten hatten vor drei Jahren den Protest gegen den Castor-Transport durchbrochen. Polizeisprecher Probst: „Unseren Planungen liegen die Erfahrungen von damals zugrunde“.