„Ich kaufe weiter“

Nach dem Tief kommt das Hoch, meint Irene Rothe, 34, seit zweieinhalb Jahren Entwicklerin bei Intershop

taz: Frau Rothe, wie oft rufen Sie sich am Tag die Aktienkurse Ihrer Firme auf?

Irene Rothe: Normalerweise zweimal täglich. Seit Dienstag allerdings häufiger.

Ein Kursverlust von mehr als 70 Prozent an einem Tag steht zu Buche. Gibt es jetzt zu Hause nur noch Trockenbrot?

Das ist ein völlig falsches Bild. Die Intershop-Mitarbeiter bekommen ein ganz normales Gehalt. Darüber hinaus wird uns über Optionen die Möglichkeit eingeräumt, zu einem festgesetzten Kurs Anteilsscheine unserer Firma zu kaufen. So ziemlich alle machen Gebrauch davon. Wir glauben schließlich an unser Unternehmen ...

... ein Glaube, der Sie jetzt eine ganze Menge Geld gekostet hat.

Ich bin jung, Geld spielt in meinem Leben keine so bedeutende Rolle. Natürlich sind die Verluste durch den Kurseinbruch extrem hoch. Etliche, durchaus durchschnittliche Mitarbeiter, haben durch die letzten Kurseinbrüche um die 100.000 Mark verloren. Ich arbeite aber gern bei Intershop, nirgendwo sonst kann Arbeit so viel Spaß machen. Und mit den Aktienkursen ist das wie in einer guten, spannenden Beziehung: Es gibt immer Hoch und Tiefs. Als Nächstes ist ein Hoch dran.

Danach sieht es zumindest im Moment nicht aus. Gestern ist der Intershop-Kurs noch einmal ziemlich stark gesunken. Hätten Sie jemals vermutet, dass der Aktienkurs derart massiv einbricht?

Als ich im Herbst in New York auf der Intershop-Messe war, hieß es, die Zahlen des dritten Quartals seien nicht besonders rosig. Damals reagierte der Kurs kaum. Dass es diesmal zu solch einem Einbruch kam, liegt wohl vor allem in der Psychologie der Anleger begründet – ein neues Jahr darf wohl nur mit blendenen Nachrichten beginnen. Ich selbst verstehe allerdings von diesen Dingen zu wenig.

Werden Sie denn jetzt in der Nacht von Existenzängsten geplagt?

Überhaupt nicht. Wir haben ein gutes Produkt. Natürlich werde ich auch künftig weiter Intershop-Aktien kaufen.

Interview: NICK REIMER