Experten fordern Ächtung des Klonens

Mehrere Mitglieder der Enquetekommission fordern ein internationales Verbot für die Herstellung und das Klonen embryonaler Stammzellen

Die in Aussicht gestellten Therapien seien derzeit lediglich „spekulativer Natur“

Der Streit über die Frage, ob auch hierzulande das „therapeutische Klonen“ von menschlichen Embryonalzellen erlaubt werden soll, reißt nicht ab. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht Wissenschaftler, Politiker und Ethiker ihre Statements und Forderungen abgeben. Der Riss geht quer durch die Gesellschaft. Während zum Beispiel der Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Norbert Geis für eine Verschärfung des Embryoenenschutzgesetzes eintrat, um „der besorgniserregendenen Entwicklung in er Gentechnik unmissverständliche Grenzen“ zu setzen, sprach sich der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Gunnar Uldall, gegen ein vorschnelles Verbot aus.

Massiver Widerspruch kommt inzwischen auch aus der Ärzteschaft. 95 Prozent der Ärzte und Forscher seien gegen das Klonen von Embryonen, sagte der Vorsitzende der Bundesärztekammer (BÄK) Jörg-Dietrich Hoppe. Anderslautende Wortmeldungen vom Wissenschaftlichen Beirat der Kammer gäben nicht die Meinung der Mediziner wieder, betonte Hoppe.

In einem gemeinsamen Aufruf sprachen sich auch mehrere Experten der vom Bundestag eingerichteten Enquetekommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ gegen das Klonen und den Verbrauch von menschlichen Embryonen aus. Unterzeichnet ist das Anfang der Woche in der Frankfurter Rundschau veröffentlichte Papier immerhin von neun der insgesamt 13 Wissenschaftler, die der Enquetekommission angehören. Darüber hinaus sitzen in dem Gremium, das Empfehlungen für den Bundestag erarbeiten soll, noch 13 Abgeordnete.

Die in Aussicht gestellten Therapien seien derzeit lediglich „spekulativer Natur“, heißt es in dem Aufruf der Experten. „Die spärlichen Erkenntnisse aus Tierversuchen reichen noch lange nicht aus“, um um eine „angemessene Nutzen-Risiko-Abwägung“ vornehmen zu können. Schließlich gebe es nur Erkenntnisse aus Tierversuchen mit Mäusen, die eine geringe Aussagekraft für Menschen hätten.

Für die neun Wissenschaftler überschreitet die „Herstellung und Vernutzung menschlicher Embryonen als Rohstoff“ eine ethische Grenze. Sie fordern deshalb den Bundestag und die Bundesregierung auf, „einer möglichen Ausweitung des therapeutischen Klonens auf die Bundesrepublik einen Riegel vorzuschieben und sich in den Organisationen der Europäischen Union und des Europarates für eine Ächtung des Klonens einzusetzen“.

Eine erste Entscheidung, wie es mit dem Klonen in Deutschland weitergehen wird, gibt es voraussichtlich noch in diesem Monat. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) muss darüber enscheiden, ob sie Forschungen mit embryonalen Stammzellen finanziert, deren Herstellung in Deutschland zwar verboten ist, aber nicht deren Import aus dem Ausland.

WOLFGANG LÖHR