Höfische Öffentlichkeit

■ Neujahrsrede mit deutlichen Worten

Mit einer ungewöhnlich kritischen Rede hat die Vorsitzende der Bremer Landespressekonferenz (LPK), Gaby Schuylenburg, Samstagabend die Politiker beim Neujahrsempfang der Bürgerschaft begrüßt. Präsident Christian Weber hatte erklärt, dass in Zeiten einer zahlenmäßig schwachen Opposition der Presse eine besondere Aufgabe zukäme. Schuylenburg erinnerte an Versuche der direkten Einflussnahme auf die Presse: „Hierzulande lautet die Devise: Schmeicheln und füttern.“ Sie zitierte Conrad Ahlers: „Exklusive Informationen für Journalisten sind die vornehmste Art der Bestechung.“

In Bremen gebe es „Pressekonferenz auf besondere persönliche und geheime Einladung“, so Schuylenburg. Dieses sei ein Ausschnitt aus dem Wunschbild einer höfischen Öffentlichkeit. Der Journalist soll nicht länger der kritische Beobachter sein, sondern zum Rädchen einer PR-Maschinerie der Bremen AG werden. Anders ist es nicht zu erklären, dass eine Konzertkritik durch einen ausgewiesenen Fachjournalisten von den Organisatoren empört zurückgewiesen wird, weil sie geschäftsschädigend für das Musikfest sei. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass Festredner vor geschlossenen Auditorien über abwesende Journalisten herziehen und behaupten, sie hätten noch nicht begriffen, wo es für Bremen langginge. Diese Anspielungen bezogen sich auf Vorfälle bei Radio Bremen, dem Weser Kurier, der Nordsee Zeitung und der taz Bremen. pipe