Beim Ökostrom wird nachgeschliffen

■ swb AG und BUND denken um: Weil nur 500 BremerInnen Ökostrom beziehen, soll der künftig weniger kosten. Freilich wird dann auch weniger Geld in neue Anlagen fließen

Der Ökostrom der swb AG wird billiger. Wenn die Stadtwerke Bremen alias swb AG ihre Pläne umsetzen, könnte das die Schlagzeile von morgen sein. KundInnen von „EnordiaStrom pro Natur“ sollen vielleicht schon ab März deutlich weniger als die bisher rund 36,5 Pfennig pro Kilowattstunde (kWh) zahlen. Einen Wechsel vom „Subventions- zum Investitionsmodell“ haben die Stadtwerke ihren nur rund 500 Ökostrom-KundInnen bereits in Aussicht gestellt. Aber das grüne Mäntelchen wird dünner. Vertreter des Bremer Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) wie der Stromexperte Bernd Langer wollen dem „neuen Produkt“ dennoch die Treue halten.

„Es gibt kein besseres Angebot“, sagt Langer. Die fünf (statt bisher 8,5) Pfennig Ökoaufschlag pro kWh sollen nach dem neuen Konzept weiter in den Bau von Neuanlagen fließen – mit dem Unterschied, dass es eine „Rendite“ geben wird. In welcher Form der finanzielle Rückfluss stattfindet – ob als Paket Energiesparlampen oder als Zuschuss in Energie einsparende Modernisierung – sei noch unklar. Außerdem sei der Bremer Strom zu 85 Prozent ein regionales Produkt. Enordia könne garantieren, bis 2005 nur maximal 15 Prozent ihres Stroms zuzukaufen. „Der Rest wird in Bremer Kraftwerken gewonnen.“ Auch der jüngste Kauf von 49 Prozent Anteilen an den Bielefelder Stadtwerken – und darüber eine Bremer Beteiligung am Kernkraftwerk Grohnde – ändere daran nichts. „Außerdem hat die swb AG uns zugesichert, dass kein Strom von Grohnde nach Bremen fließt“, sagt Langer.

Um es gleich zu sagen: Natürlich wird sich das neue Naturstrom-Produkt de facto nicht vom alten unterscheiden – und auch nicht vom übrigen Strom, den die swb AG liefert. Der Mix bleibt derselbe. Doch setzen die Ökostromer darauf, dass die bewusste Kaufentscheidung für das Naturstromangebot in Zukunft den Unterschied macht: Schließlich floss der 8,5 Pfennig-Aufschlag für den vom BUND empfohlenen „Naturstrom“ zweckgebunden in neue Anlagen – anders als bei manchen großen Anbietern, die für vermeintlichen Naturstrom mehr kassieren und dafür der übrigen Kundschaft anteilig mehr Atomstrom liefern, ohne sich bei Neuinvestitionen in die Karten schauen zu lassen.

Für Neubau hat die swb AG bislang auch selbst draufgezahlt und den KundInnenzuschlag verdoppelt. Dieses Prinzip soll in Zukunft nur noch begrenzt gelten. Die swb AG will nur noch die erste Million Kilowattstunden mit je fünf Pfennig und die zweite mit 2,5 Pfennig bezuschussen. Würde die Zahl der KundInnen durch die „Preissenkung“ steigen, würde der Verbrauch steigen und das kWh-Limit wäre schnell erreicht.

Dennoch bleibt unter UmweltschützerInnen unstrittig, dass das kaum 18 Monate alte Ökostromkonzept „EnordiaStrom pro Natur“ überdacht werden muss – und das nicht nur, weil eine noch unveröffentlichte Studie des Bremer Energie Konsens ergeben hat, dass viele potenzielle KundInnen vom bisherigen Preis abgeschreckt sind. Die Folge: Über „EnordiaStrom pro Natur“ kamen bisher kaum 50.000 Mark an Ökoinvestitionen zusammen; nicht gerade viel, wenn der Bau einer neuen Windkraftanlage rund vier Millionen Mark kostet.

Wesentlicher für das Umdenken war aber das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das im April das alte Einspeisegesetz ablöste. Seither fördern die Einspeisevergütungen auch Alt-Anlagen so großzügig, dass die Ökoverbände ihre Kriterien für Gütesiegel überarbeiteten. Bei der swb AG heißt es: „Die Solidargemeinschaft aller Stromkunden, entstanden durch das EEG, entlastet den Bezieher von EnordiaStrom pro Natur erheblich – die Mehrkosten der Stromerzeugung werden nämlich von allen Kunden gleichermaßen getragen.“ ede